TIGERYOUTH – Leere Gläser

Gerade einmal seit vier Jahren steht TIGERYOUTH auf den Bühnen dieser Welt. Dennoch hat er sich weit über die deutsche Singer/Songwriter-Szene hinaus mehr als einen Namen gemacht. Immer etwas anders als die anderen, mit mehr Punk, mehr Aggressivität und mehr Wut. Und trotzdem wirkt TIGERYOUTH zufrieden. Zufrieden mit dem, was er macht und mit dem, wie er es macht. Natürlich denkt man da gern an MATZE ROSSI, dennoch ist er absolut eigenständig. Denn auch er erzählt aus seinem Leben, tut dies aber auf eine deutlich rotzigere Art als sein Schweinfurter Kollege. Ob das nun die morgendliche Rast nach durchgemachter Nacht auf einem Rastplatz kurz vor Berlin mit unangenehmer Stille, das Fernweh eines Musikers, der sich auf fremden Matratzen wohler als auf der eigenen fühlt, das morgendliche Erwachen aus einem wunderschönen Traum oder auch nur das alltägliche Suchen nach der Sache, die einen glücklich macht, betrifft, das, was TIGERYOUTH uns erzählt, ist nichts, was bedeutungslos ist. Vielmehr geben Musik und Texte dem eigenen Leben ein bisschen mehr Halt, einfach auch dadurch, dass Erlebtes zumeist dann doch nicht nur einen selbst betrifft. Es geht auch Tausenden anderen so und es ist schön, diese Gefühle und Gedanken auch einmal in den richtigen, notwendigen Worten zu hören, mit ein bisschen Abstand von sich selbst. „Leere Gläser“ ist ein wundervolles Album voller Momente. Momente, die den Hörer glücklich, nachdenklich, wütend, ruhig machen, ihn hinaus in die Nacht oder die Arme guter Menschen treiben. Wie heißt es so schön in „Streichholz“: „Für das hier würd’ ich sterben / mit der Kippe im Mund / und der Gitarre in der Hand.“ Verständlich.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.