An sich ist es ja ziemlich blöd, eine Band, die es schon zehn Jahre gibt, mit anderen zu vergleichen, denn diese müsste ja eigentlich für sich stehen. Aber die LOCAS IN LOVE sind leider noch nicht so bekannt, dass sie ohne Vergleiche auskämen. Darum ein bisschen Namedropping: Hier treffen PETER LICHT und ERDMÖBEL, 80ies-Keyboards und Noise-Rock, Annette Humpe und Conor Oberst, Stilsicherheit und Pop aufeinander. „Lemming“ ist ein Gesamtkunstwerk, so viel sollte feststehen.
Natürlich dreht sich viel um Liebe, Trennung und andere Umstände des Lebens, aber LOCAS IN LOVE können das, ohne peinlich zu werden, obwohl „alles wirklich so schlimm ist, wie es scheint“, doch wer weiß, was in zehn Minuten ist?
Der oftmals rezitative Gesang, der ab und an beim weiblichen Anteil etwas enerviert, erinnert gerade bei den politischeren Songs an FRÜCHTE DES ZORNS, die Texte zeigen sich realitätsnah, verständlich und nachvollziehbar. „Und bloß weil einer über seine Gefühle reden will, ist er weder ein Künstler noch außergewöhnlich sensibel“ („Die zehn Gebote“), schon wahr, aber wie LOCAS IN LOVE das verpacken und erkennen, das hat schon Seltenheitswert. Denn es sind tatsächlich die Dinge, die uns doch, wenn wir mal auf krummen und schiefen Wegen zu unseren Herzen reisen, vor allem bewegen. Die Dinge, die sich Gefühle nennen. Auch bei LOCAS IN LOVE schlägt die Emotio die Ratio, moderne Vertreter des Sturm und Drang.
„Lemming“ zeigt, dass die deutschsprachige Pop/Rock-Musik nicht nur leer und gesichtslos sein muss à la DSDS, sondern durchaus etwas zu bieten hat, was über das Chartsgewäsch hinaus geht. Man kann nur hoffen, dass so etwas viel mehr gehört wird als man fürchtet.
„Das Licht am Ende des Tunnels… ist ein Zug!“