Kurz & schmerzlos (Juli-September 2011) – CD-Besprechungen in aller Kürze

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150% der Bevölkerung können keine Prozentrechnung. Aber seit dem HVV-Abschiedssaufen wissen immerhin die meisten: Mehr Prozent bedeuten mehr Kopfschmerzen. Selbst Siegmund Freud ahnte: Es gibt ebensowenig hundertprozentige Wahrheit wie hundertprozentigen Alkohol. Man mag es zwar nicht glauben, aber tatsächlich wünschen sich 36% der Mopo-Leser Lothar Matthäus als neuen HSV-Trainer. Oha. Doof für Bahnkunden, dass zweimal 25% Rabatt nur 43,75% und nicht 50% ergeben. Und wie sagte einst Rudi Völler, als er noch Nationaltrainer war? „Zu fünfzig Prozent haben wir es geschafft, aber die halbe Miete ist das noch nicht.“
Die Kurzreviews…

ADMIRAL BLACK – „Phantasmagoric” (Label: Hazelwood Vinyl Plastics, VÖ 19.08.2011)
(jg) Shaun Mulrooney ist ein umtriebiger Typ. Nachdem der Mann aus Dublin mit seiner Band HUMANZI in seiner Heimat bereits gewisse Erfolge einfahren konnte, kehrte er Irland den Rücken zu, wanderte aus nach L.A. und New York, um schließlich in Berlin zu landen. Mit ADMIRAL BLACK hat er nun eine neue Band, um genauer zu sein: die Vertonung seines Solodings, gefunden und ließ sich dabei offenbar vor allem von den CRAMPS inspirieren. Nicht der schlechteste Einfluss… (6,5)
http://www.myspace.com/admiralblackmusic

BROKEN.HEART.COLLECTOR – s/t (Label: Discorporate Records, VÖ 16.09.2011)
(jf) Mit einem Opener von elf Minuten hat das Kollektiv den Zuhörer seiner ersten Herausforderung ausgesetzt. Quietschende Saiten und bedrohliches Dröhnen kündigen an, dass es auf dem Album nicht um Zeit und Raum geht, sondern um Gefühl und Sinne.
Die fast industriell anmutenden Instrumente stampfen wie ein Presslufthammer, mal mehr, mal weniger. Mal kann sich die Stimme durchsetzen, mal nicht.
Was anfangs noch unkonventionell und spannend klang, verliert mit der Zeit an Besonderheit. Die Instrumente schrubben sich wie eine Metallbürste durchs Klangbild, verzerren und zerstören, versuchen aber auch zu harmonisieren und zu untermalen.
Da so kalt und verschroben, ist dieses Album sicher nicht für jeden etwas. Ein Ausflug in andere Welten ist es aber allemal, den muss man dann aber nicht wiederholen. (4)
http://brokenheartcollector.klingt.org/

COLLAPSE UNDER THE EMPIRE / MOONCAKE – „Black moon empire“ (Label: Oxide Tones, VÖ 31.07.2011)
(bc) Die norddeutschen Instrumental-Postrocker COLLAPSE UNDER THE EMPIRE und ihre Moskauer Kollegen von MOONCAKE teilen sich diese Split-EP und geben neben jeweils zwei Eigenkompositionen einen gemeinsam erarbeiteten Track zum Besten. Macht also insgesamt fünf atmosphärische Instrumentalstücke mit schönen Melodien, emotionalen Klanglandschaften und einer verträumten Grundstimmung. Freunde von MOGWAI oder SIGUR RÓS dürfen gerne zugreifen! (6)
http://www.myspace.com/collapsempire
http://www.myspace.com/mooncakeband

DIGRESSION ASSASSINS – „Alpha“ (Label: Ampire Records)
(bc) Was für eine Lärmattacke! DIGRESSION ASSASSINS jagen Metal, Punk, Hardcore und Rock durch den Fleischwolf und erschaffen daraus einen komplexen, vertrackten Sound mit einem ständigen Wechsel aus schleppenden Passagen und erbarmungslosem Geknüppel. Oder nennen wir das Kind doch einfach beim Namen: Mathcore! Und da ich weder CONVERGE, noch THE DILLINGER ESCAPE PLAN etwas abgewinnen kann, werde ich mit den Schweden hier leider auch nicht warm. (3)
http://www.myspace.com/digressionassassins

EVERBLAME – „Frantic“ (Label: I Sold My Soul Records, VÖ 16.08.2011)
(jg) Auch wenn mir das Info zu erklären versucht, dass EVERBLAME viel cooler sind als „hipper Indie-Elektro-Rock” und Röhrenjeans – mir gefällt der „Hochdruck-Schwergewichts-Alternative aus Ludwigsburg“ (Zitat aus der Intro) so gar nicht und er scheint mir auch unglaublich altbacken. Wer aber Lust hat auf eine Reise zurück in die Neunziger, ist hier gut aufgehoben. (4)
http://www.myspace.com/everblame

FUZZ MANTA – „Opus II“ (Label: Gateway Music, 15.05.2011)
(bc) Wer weiß… Hätten DEEP PURPLE eine Sängerin gehabt, dann hätten sie vielleicht geklungen wie FUZZ MANTA. Denn die Dänen um Frontfrau Lene Kjaer Hvillum geben sich dermaßen authentisch dem psychedelisch angehauchtem Heavy Rock der Siebziger hin, dass man sich direkt 35 Jahre zurückversetzt fühlt. Zwischen bratzigen Röhrensounds und Schweineorgel sticht vor allem der Song „Quiet Monday“ hervor, eine schöne Ballade mit entspannter Hippie-Atmosphäre. Nett. (5)
http://www.myspace.com/fuzzmanta

HELLDRIVER – „Zügellos und ohne Verstand“ (Label: Toolboxx Records, VÖ 19.08.2011)
(bc) Dass HELLDRIVER zu den durchgeknalltesten Bands Hamburgs gehören, dürfte sich mittlerweile auch über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen haben. Mittlerweile bei Album Nummer drei angekommen, beweisen sie auch auf „Zügellos und ohne Verstand“ wieder, dass sich auch Rock´n´Roll, Psychobilly, Country, Soul und Surfrock wunderbar unter einen (Cowboy-)Hut bringen lassen. Das erinnert an eine abenteuerliche Mischung aus BELA B., DICK DALE und BRIAN SETZER, dazu trumpfen die Hanseaten mit humorvollen Texten über Mädchen auf Longboards, gescheiterte Profifußballerambitionen und situationsbedingtem Bierkonsum auf. Macht Laune! (6,5)
http://www.myspace.com/helldrivermusic

JOHN MAUS – „We must become the pitiless censors of ourselves“ (Label: Cargo Records, VÖ 24.06.2011)
(so) Ist es langsam nicht mal gut mit all den 80ies-Wiederbelebern? JOHN MAUS klingt mal wie ein OMD-Abklatsch mit verhalltem Gesang, dann wieder nach BAUHAUS mit Claps. Viel mehr lässt sich zu „We must become the pitiless censors of ourselves“ eigentlich nicht sagen. Die 80er kehren zurück. Nun ja. (5)
http://www.myspace.com/johnmaus

KERRETTA – „Saansilo“ (Label: Golden Antenna, VÖ 16.09.2011)
(jg) Instrumentaler Post- bis Math Rock aus Neuseeland mit gelegentlichem Metal- und Prog-Einschlag. Das erinnert mich in den guten Momenten ein wenig an die OBSTACLES und ISIS, zwischendurch wird es mir aber zu metallastig. (5,5)

http://www.myspace.com/kerretta

KODIAK – s/t (Label: Denovali Records, VÖ 09.09.2011)
(bc) Hard facts: Doppel-CD mit sieben Stücken ohne Gesang und stolzen zwei Stunden Gesamtspielzeit. // Atmosphärische Klanglandschaften, experimentelle Soundscapes, dicke Gitarrenwände und subtile Melodien. // Post-Rock, Ambient & Doom-Metal. // Sammlung aller bisher veröffentlichten KODIAK-Stücke plus einem bislang unveröffentlichten Song. // Hammermäßige Aufmachung in Form eines megafetten Doppel-Digipaks, das wahrscheinlich mehr wiegt als eine herkömmliche Tafel Schokolade. // Natürlich auf Denovali Records. // Noch Fragen?! (-)
http://www.myspace.com/kodiaksoundscapes

LAND ÜBER – „Weitblick“ (Label: Artfullsounds, VÖ 23.09.2011)
(so) „Weitblick“ bietet Saxophon-lastige Chilloutmusik für die romantischen Stunden zwischen 23 und 1 Uhr. Entspannt fließende Instrumentalsongs, die so manche Zweisamkeit wunderbar untermalen dürften. Für Freunde des schnellen Pillenkonsums wohl eher nicht geeignet, aber durchaus musikalisch wertvoll. (6)

http://www.myspace.com/landuber

LAVA 303 – „The goddess rules“ (Label: Burg Herzberg, VÖ 09.09.2011)
(so) „Eine krass geile Scheibe, die ihr euch unbedingt besorgen müsst“ Lasst mich kurz überlegen – äh, nein! LAVA 303s „The goddess rules“ ist FRÜCHTE DES ZORNS in schlecht. Oder GROSSSTADTGEFLÜSTER in schlecht. LAVA 303 ist vieles, nur leider immer: in schlecht. „Der Dschungel, der wird abgeholzt / Indianer müssen gehen / dafür kann dann dort auf dem Land / der Biosprit entstehen“. („Nicht normal“) WTF? Kinderlieder für Erwachsene ohne Hirn? Man könnte hier noch x Beispiele für Reim-dich-oder-ich-fress-dich nennen, bringt aber auch nix. CD aus, raus, weg. Ich bleibe dabei: Riot Girrrl ist Mist und bleibt Mist. Und LAVA 303 auch. (1,5)
http://www.myspace.com/acidrocknroll

SOYLVYBE – „Becoming a phoenix“ (Label: Riot Media, VÖ 16.08.2011)
(jg) Das Artwork schreckte mich gleich ab. Mit Pathos scheinen die vier Niederbayern jedenfalls kein Problem zu haben. Musikalisch genauso wenig. Aber das, was SOYLVYBE machen, machen sie ziemlich gut. Perfekt produzierter New Metal bzw. Screamo mit viel Melodie und gewissen Ähnlichkeiten zu Bands wie GLASSJAW und LOSTPROPHETS. (5)

http://www.myspace.com/soylvybe

TROMPE LE MONDE – „All in“ (Label: Phénix Records, VÖ 09.09.2011)
(so) Indie der alten Schule, die PIXIES winken mal kurz, DAFT PUNK lassen Grüße da und TROMPE LE MONDE machen ihr Ding, denn sie werfen einfach „All in“. Kreischende Gitarren, Elektrosounds, verstimmte female vocals, Party on, die Neunziger grüßen aus allen Rohren. Oder Röhren. Ganz, wie man will. Spaß macht´s allemal! (6,5)

http://www.myspace.com/americanwayoflie

ZWANIE JONSON – „I´m a sunshine“ (Label: Staatsakt, VÖ 26.08.2011)
(so) Hui, hier fallen die 70er Jahre mit aller Gewalt mit der Tür ins Haus. Mal soulig, mal bluesig, immer in eine Atmosphäre von Entspannung am Hotelpool getaucht, an dem der Pianoman sitzt und für uns alle spielt. ZWANIE JONSON macht auf „I´m a sunshine“ Musik für Menschen, die mit Dudelmusik etwas anfangen können. Dazu gehöre ich nicht, bin daher nach drei Songs genervt. (4)
http://www.myspace.com/zwaniejonson