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KARIES – Seid umschlungen, Millionen

Ich habe schon lange kein deutschsprachiges Post-Punk-Album mehr gehört, das so ambivalent erscheint wie die Debüt-Scheibe von KARIES. Die Lieder sind nämlich durchgängig sperrig und bedrückend, treiben zugleich aber auch dank ihrer kompromisslosen Rhythmusmaschinerie konsequent nach vorne und erzeugen stellenweise eine fast schon hypnotische Atmosphäre. Dementsprechend erstaunlich finde ich, dass Stücke wie das noisig-aufreibende „Würgen“, das düster-wavige „Traum von D.“ oder das NDW-lastige „Abwärts“ trotz ihrer auf den ersten Blick völlig unterschiedlichen Charaktere in einem überraschend engen Verhältnis zueinander stehen und sich zu einem außergewöhnlichen Klangerlebnis vereinen, welches letztendlich wie ein kruder Mix aus DIE NERVEN (deren Schlagzeuger hier übrigens seine Finger mit im Spiel hat), FEHLFARBEN, DAF, ABWÄRTS, EA80 und frühen TOCOTRONIC anmutet. Wem diese Namen nur allzu vertraut sind, der sollte sich auf jeden Fall an KARIES versuchen. Alle anderen laufen hingegen Gefahr, sich an dieser Band die Zähne auszubeißen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.