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FRAU MANSMANN – Bio-Bananen sind von glücklichen Affen

Ich muss gestehen dass ich im Vorwege ein wenig skeptisch war, was das Album von FRAU MANSMANN betrifft, denn als ich die trinkfreudigen Punkrocker vorletztes Jahr zu fortgeschrittener Uhrzeit beim "10 Jahre Bierschinken"-Festival im Berliner Tommyhaus gesehen habe, war ihr Auftritt ziemlich, nun ja, nennen wir es einfach mal "chaotisch". Zur Qualifikation für die ZDF Schlagerparade hätte die damalige Performance jedenfalls nicht gerade getaugt, obwohl Sänger Bönx aufgrund seines Bühnenoutfits in Form eines schnieken Leopardenfell-Mantels durchaus ein Blickfang war…
Für „Bio-Bananen sind von glücklichen Affen&quot“ haben sich die drei Jungs und das Mädel nun ins Tonstudio gewagt und 15 (inkl. Bonustrack) Titel aufgenommen, die mich in Anbetracht der geschilderten Vorgeschichte doch ziemlich positiv überraschen. Dass KNOCHENFABRIK nicht nur in Sachen Bühnenexzesse, sondern auch auf textlicher und musikalischer Ebene die ideologischen Ziehväter der Kreuzberger sind, wird dabei schnell deutlich: Die ruppigen Gitarren, der derbe Humor und nicht zuletzt der bewusst schräge Gesang zeigen unverkennbar, wessen Geistes Kind hier auf dem Plattenteller rotiert. So beinhalten Songs wie "Auf´m Klo", "Prostituiertenpunk" oder "Es geht uns gut" zweifelsohne ein hohes Maß an gewöhnungsbedürftigem Zynismus und kokettieren gerne mit gepflegtem Asitum, doch wenn man ehrlich ist, steht FRAU MANSMANN dieser betont unseriöse Anstrich ziemlich gut zu Gesicht. Und ganz ehrlich: Auf Sätze wie "Wir sind reif fürs Freibad, denn wir sind tätowiert" muss man auch erst mal kommen. Parallel finden sich aber auch Lieder auf der Platte, in denen FRAU MANSMANN das selbstauferlegte Asi-Punk-Schema verlassen und sich beispielsweise in "Am Straßenrand" klar gegen Neonazis positionieren oder mit "Turnbeutel und Muttiheft" kurzerhand einen Skapunk-Song inklusive Bläsersektion zum Besten geben. Mein persönlicher Favorit ist jedoch das Stück "Kampfansage", einem Coversong des hier ebenfalls mit einbezogenen Liedermachers HERR BINGER, dem mit diesem Lied die ultimative Trinkerhymne des kleinen Mannes gelungen ist. In diesem Sinne: Hoch die Tassen und viele Grüße in die Kreuzberger Milchbar!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.