Und da ist sie wieder, die immerwährende Frage nach Sinn oder Unsinn von Live- und Akustikalben. Wobei im Fall von „Akustisch im Gewandhaus“ gleich beide Attribute auf einmal bedient werden, wie der Titel unschwer erkennen lässt. Was man 100 KILO HERZ auf jeden Fall zugutehalten muss: Hier wird keine halbgare Sache abgeliefert, sondern die Leipziger Tröten-Punks haben sich im Vorfeld offenbar viele Gedanken gemacht, wie sie ihre Lieder an besagtem Abend in einem neuen Licht erstrahlen lassen können. Mit zusätzlichem Klavier und Percussions, umarrangierten Bläsersätzen, und vor allem mit einem guten Gespür dafür, wie man den Songs unterschiedliche Grundstimmungen verleihen kann. Vielleicht bestes Beispiel hierfür ist das Lied „Rücksitz“, das hier mit seiner gefühlvollen Inszenierung tatsächlich für Gänsehautstimmung sorgt, während andere Stücke wie „Die Guten“ oder „Drei Jahre ausgebrannt“ auch als Unplugged-Variante ihre Punkrock-DNA nicht verbergen können. Womit wir auch schon wieder bei der Ausgangsfrage wären: Macht die Veröffentlichung dieses Albums Sinn? Für eingefleischte 100 KILO HERZ-Fans allemal, denn möglicherweise bleibt dieses Tondokument zukünftig die einzige Möglichkeit, die Band in dieser Form zu erleben. Wer hingegen nur gelegentlich mal Lust auf die Musik von 100 KILO HERZ verspürt, wird vermutlich auch weiterhin eher auf die Studiowerke zurückgreifen.