AGENT SIDE GRINDER – Hardware

Ich bin kurz davor, die eingemotteten Rüschenhemden und Winkelpicker aus dem Schrank zu holen, denn AGENT SIDE GRINDER machen da weiter, wo sie auf „Irish recording tape“ aufgehört haben. Düster, analog und schwarz. Man hört etwas stärker DEPECHE MODE durch und fühlt sich selbst wieder dort angekommen, wo man vor 20 Jahren losgegangen ist, im tiefsten Elektro-Gothic. Als sei seit den besten Zwischenfall-Tagen einfach nur eine Nacht vergangen und sogar Ian Curtis würde mit einem gemeinsam aufstehen. Vielleicht hätten JOY DIVISION irgendwann auch so geklungen wie die Schweden auf ihrem dritten Album, wenn an den Reglern noch KRAFTWERK stünden. Acht Songs mit Tanzgarantie für den Tanzboden der Schwarzkittel. Hypnotisch und fesselnd.
Bei „Pyre“ standen wohl die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN Pate, so wie Bass und Drums hier harmonieren und den Song strukturieren. AGENT SIDE GRINDER bleiben ein Aushängeschild im gotischen Einkaufsladen, halten ihre Besonderheit aufrecht, auch indem sie auf originalgetreue Instrumentierung und insbesondere auf die Stimme von Kristoffer Grip setzen, die so abgrundtief düster ist, dass es einem immer wieder den Atem verschlägt.
Ein Album für die Kunstnebel-Darkwave-Läden und die dunklen Stunden zu Hause. Ganz wunderbar.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.