Es gibt auf der Freilichtbühne Loreley ein idyllisch gelegenes Progressive-Rock-Festival, das der Bruder eines guten Freundes alljährlich besucht. Wahrscheinlich würde er zu VOYAGER-IV auch wesentlich mehr Zugang finden als ich, der Prog Rock nach wie vor nicht zu seinen Lieblingsmusikrichtungen zählt. Aber Bands wie MARS VOLTA, CAVE IN und MOTORPSYCHO haben meinen Blickwinkel auf dieses Genre ein wenig verändert, und vor allem auch im Jazz haben zuletzt unter anderem ADHD und FAZER meine einstige Antipathie inzwischen merklich schwinden lassen. Tatsächlich gelingt es auch VOYAGER-IV, mit ihrer Mischung aus Klassik, Prog und ein wenig Jazz mein Interesse zu Beginn dieses Albums vollkommen auf sich zu ziehen. Was ist das? Eine progrockige Neuinterpretation von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“? Mit dem markanten Thema aus „Promenade“ eröffnen VOYAGER-IV das mir hier vorliegende Album und klingen dabei so, als träfe ESBJÖRN SVENSSON auf RUSH. Dass sich hinter VOYAGER-IV nicht nur bekennende Fans von EMERSON, LAKE & PALMER, sondern zudem technisch ausgesprochen versierte Musiker befinden (Marcus Schinkel steckt unter anderem hinter „Beethoven meets Jazz“, „Crossover Beethoven“ und war zudem als Komponist, Arrangeur und Pianist für das Theater Bonn zuständig), spielt ihnen dabei natürlich sehr in die Karten. Doch leider wird das Können oft allzu offensichtlich zur Schau gestellt, was mich mehr abschreckt als fasziniert. Zu viele Effektgeräte an der Gitarre, die Drums zu fett produziert, und selbst die Percussions werden viel häufiger als nötig eingesetzt. Etwas mehr Zurückhaltung hätte dem Album durchaus gut getan, oder wie heißt es im Volksmund auch so schön? Weniger ist meistens mehr. Aber vielleicht ist das auch eine Eigenschaft, die das Progrock-Genre generell auszeichnet und mir den Zugang dazu erschwert. Schade.