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THE BOTTROPS – Hinterhofhits

„Das ist die Nachfolgeband von TERRORGRUPPE“ ist oftmals eine gängige Definition, wenn es um das Schaffen der BOTTROPS geht. Dieser Hinweis ist aus personeller Sicht zwar teilweise zutreffend, blendet aber stets aus, dass die Berliner mit dem Ende der legendären Kultband ernsthaft bemüht waren, einen neuen Kurs einzuschlagen. Weniger Rotzpunk-Attitüde, mehr Power-Pop hieß zunächst die Devise, und auch die Texte fielen in der Folgezeit weniger provokant aus, obgleich sie nach wie vor mit reichlich Zynismus und subtiler Kritik durchsetzt waren.
Zu meinem persönlichen Erstaunen nähern sich die BOTTROPS nun auf ihrem dritten Album ihrer vermeintlichen Vorgängerband wieder ein gutes Stück weit an. Das heißt nicht, dass sie an Melodien oder Eingängigkeit eingebüßt haben, doch in einigen Songs wie „Die Maschine“, „Einer von uns“ oder „Das Produkt“ regieren wieder typische Punkrock-Akkorde, und auch die Texte betreffend präsentiert sich die Band deutlich bissiger als zuletzt: So geht es etwa um Gentrifizierung, Datenoverkill und Beauty-Wahn. Zeilen wie „Hier entsteht ein Turm aus Scheiße, mit 1.000 VIP-Bereichen / noch höher als der Himalaya, wo früher euer Viertel war / Ihr Gestalten sollt verschwinden, nur noch Schwaben aufzufinden / Show-Events und Sensationen, Brot und Spiele für Millionen“ werden gleichermaßen von einem süffisanten Lächeln, wie auch von einem gestreckten Mittelfinger begleitet.
Ob „Hinterhofhits“ nun letztendlich eine Art Versöhnungsangebot an diejenigen sein soll, die der TERRORGRUPPE immer noch hinterher trauern, oder ob es für die Berliner einfach mal wieder an der Zeit war, die Punkrock-Keule aus dem Waffenschrank zu holen, sei mal dahingestellt. Fakt ist dagegen, dass das dritte Album der BOTTROPS verdammt gut geworden ist und somit zum Jahresende noch mal ein richtiges deutschsprachiges Punkrock-Highlight den Weg in den heimischen CD-Player gefunden hat.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.