Gestern gab es im Postillon einen Artikel mit der Schlagzeile: „Fiese Ekelprüfung im Dschungelcamp: Kakerlake muss minutenlang auf C-Promi herumkrabbeln“. Inhaltlich geht es bei TARA NOME DOYLEs neuem Longplayer im Grunde um dasselbe Thema.
„Værmin“ ist ein Wortspiel aus den norwegischen Begriffen „Vermin“ (Ungeziefer) und „Vær min“ („sei mein“) – eine Kombination aus dem Schönen und dem vermeintlich Hässlichen. Doch kann man das sogenannte Ungeziefer nicht auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten? Die Schönheit der Anatomie und die Nützlichkeit im biologischen Stoffkreislauf?
Bei „Værmin“ handelt es sich um das zweite Album der Wahlberlinerin TARA NOME DOYLE, die norwegische und irische Wurzeln aufweist und sich bereits auf ihrem Debütalbum mit den Gedanken zur Psychoanalyse von C.G. Jung auseinandersetzt und dies hier fortsetzt. Zudem hat sie in der Vergangenheit mit diversen anderen Berliner Künstlern (u.a. Max Rieger (DIE NERVEN) und KAT FRANKIE) zusammengearbeitet.
Der Spiegel trifft es ziemlich genau, wenn er als Referenzen KATE BUSH (Gesang) und Nick Cave (Atmosphäre) benennt. Doch wo NICK CAVE mit seinem vorletzten Album „Ghosteen“ bei mir wahre Gänsehautmomente auslöste, gelingt dies TARA NOME DOYLE leider nicht. Zwar ist die Stimmung und die recht verhaltene Instrumentierung ähnlich (im Vordergrund stehen neben Taras mal verträumter, mal kräftiger Stimme insbesondere E-Piano, Synthies, Orgel und Geige), doch fehlt mir in ihren Stücken ein gewisser Tiefgang und etwas mehr Abwechslung. So kann man „Værmin“ für den Moment durchaus gut hören, den Wunsch, mich mit diesem Album näher zu beschäftigen, verspüre ich jedoch nicht. Dies ist schade, da uns TARA NOME DOYLE beim vorletzten Reeperbahn-Festival durchaus überzeugen konnte.