Was haben DEPECHE MODE, RADIOHEAD, FRIENDLY FIRES, HARD-FI und OWEN PALLETT gemeinsam? Auf den ersten Blick nur wenig. Stilistisch sind sie recht unterschiedlich, die einen gefallen mir mehr, die anderen weniger. Alle Bands sind unterschiedlich bekannt – was sie vielleicht eint, ist der Fakt, dass man sich jede von ihnen an einem Samstagabend durchaus im Programm des DJs eines alternativen Clubs vorstellen könnte.
Wer aber das neue Album von EVERYTHING EVERYTHING hört, hat das Gefühl, dass hier alle oben genannten Bands irgendwo als Einfluss herauszuhören sind. Mal ist es Thom Yorke am Gesang, der New Wave-Einschlag von DEPECHE MODE, das ausgeklügelte Songwriting eines OWEN PALLETT, die Tanzbarkeit von FRIENDLY FIRES oder die Eingängigkeit von HARD-FI. Klingt so wie die Wunschband eines Major-Labels bei der Suche nach dem nächsten heißen Scheiß. Und tatsächlich geht das Rezept der Briten von EVERYTHING EVERYTHING absolut auf. Schon lange habe ich mich von keinem Album, das offensichtlich perfekt für den Mainstream geeignet ist, dermaßen angesprochen gefühlt. Auch nach mehrmaligem Hören fühlt es sich an, als ob hier ein Sternekoch die besten Zutaten zusammenrührt und am Ende etwas verdammt Neues herauskommt, das auch noch ausgezeichnet schmeckt.
Mit ihrem fünften Album kann ich mir die Briten sowohl als Headliner auf dem Hurricane als auch als kleine Band auf dem Reeperbahn-Festival vorstellen. Wahrscheinlich treffen die Briten mit „Re-Animator“ tatsächlich den schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Anspruch, den die meisten Kollegen vergeblich suchen. Ich staune noch immer. Deshalb: Alle Daumen hoch!