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NICK CAVE AND THE BAD SEEDS – Ghosteen

Bei Blueprint sind wir ja alle ein wenig old school. Nicht nur, was das Alter der Schreiberlinge und ihre musikalischen Vorlieben betrifft, sondern auch in Bezug auf die Vorlieben der Tonträgerformate. CDs: gerne, Vinyl: noch lieber, MP3s: och nö. Manchmal gibt es zur Promotion aber leider nur die digitale Form, und es wäre zu schade, „Ghosteen“, NICK CAVEs mittlerweile 17. Album, nur deshalb einer Rezension vorzuenthalten.
Doch was kann ein Album derart auszeichnen, dass es nach einer 36jährigen Bandgeschichte unbedingt hervorgehoben werden muss? Wahrscheinlich muss man „Ghosteen“ tatsächlich mit Caves Biografie in Verbindung bringen. Auf seinem neuen Album beschreibt NICK CAVE sehr eindrucksvoll, wie sein Leben nach dem plötzlichen Unfalltod seines Sohnes vor vier Jahren weiterging. Dabei thematisiert er das Ringen mit der Trauer, die Hoffnungslosigkeit, aber auch den Mut und die Kraft, die es braucht, um zurück ins Leben zu finden. Und selbstverständlich auch die Liebe, die dafür nötig ist. „Leviathan“ fühlt sich an, als ob man sich gedankenverloren in einem Gospelgottesdienst wiederfindet, während „Sun forest“ den Moment zwischen Vergangenheitsbewältigung und Neuanfang beschreibt, bis Cave im Titelsong schließlich so weit ist, dass ihm ein „This world is beautiful“ über die Lippen geht. Dass Cave dabei nicht nur seine umfassenden Gedanken in tiefgründigen Texten festhält, sondern er diese auch musikalisch sehr passend unterlegt, unterstreicht die Perfektion seines kreativen Schaffens. Zudem ist „Ghosteen“ das zärtlichste Album in Caves Biographie und musikalisch so abwechslungsreich, dass Tino Hanekamp nicht ganz Unrecht hat, wenn er es als „erschütternd großartig“ bezeichnet.