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NULLMORPHEM – Gespräche am Nebentisch

Falsche Bescheidenheit zählt nun nicht unbedingt zu den typischen Tugenden des Rheinländers. Dementsprechend irritiert war ich, als mir einer der NULLMORPHEM-Jungs vor einiger Zeit ihre neue CD in die Hand drückte und dabei sinngemäß herumdruckste, dass er sich über eine Besprechung freuen würde, sofern ich die Scheibe "nicht allzu schlecht" fände. Dabei wusste die Person sehr wohl, dass mir der Vorgänger "Abtönungspartikel" bereits sehr gut gefallen hat, so dass es schon mit dem Teufel zugehen müsste, wenn das neue Werk bei mir durchfällt. Und wie zu erwarten war, kann mich auch "Gespräche am Nebentisch" auf Anhieb überzeugen, wenngleich der Opener "Wetterbericht" zunächst ein wenig anders klingt, als man es von NULLMORPHEM-Liedern gewohnt ist. Denn während die Jungs üblicherweise eher nachdenklich und zurückhaltend zu Werke gehen, ist dieser Song ein beschwingtes Gitarren-Pop-Stück, das aber nichtsdestotrotz richtig gut ins Ohr geht. Im Anschluss schalten sie dann wieder in den altbekannten Melancholie-Modus und sorgen im weiteren Verlauf des Albums für so manchen Gänsehaut-Moment. "Gravitation" beispielsweise ist so ein typisches Lied, das Emotionen auf den Punkt bringt und vielen Menschen, die auf der Suche nach dem großen Glück sind, aus der Seele sprechen dürfte. "Schimmern" würde auch gut auf ein ELEMENT OF CRIME-Album passen, und "Gedanken an Land" gehört aus meiner Sicht zu den besten Liedern, die NULLMORPHEM bisher geschrieben haben. Keine Frage: Diesen Nebentisch-Gesprächen lauscht man gerne…

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.