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EGOTRONIC – Keine Argumente!

Wenn man die Entwicklung von EGOTRONIC betrachtet, so hat sich im Laufe der letzten Jahre doch einiges getan. Zählte zu Anfangszeiten noch der reduzierte Commodore-Minimalelektro zu ihren Merkmalen, ist die Formation spätestens seit „Die Natur ist dein Feind“ und der damit einhergehenden personellen Aufstockung zu einer kompletten Band herangewachsen, die Punkrock und Synthie-Sounds gleichberechtigt nebeneinander stellt. Mir selbst gefällt diese Entwicklung sehr gut, doch wie immer in solchen Fällen gibt es auch Puristen, die dem alten EGOTRONIC-Style hinterher trauern. Für diese Personengruppe hat sich die Band etwas einfallen lassen, denn „Keine Argumente!“ erscheint als eine Art Doppel-Album, bei der die erste Scheibe die regulären Lieder enthält, während auf dem zweiten Rundling die gleichen Stücke noch einmal als oldschoolige 8-Bit-Versionen enthalten sind. Ein guter Kompromiss, wie ich finde, der neue und alte Fans gleichermaßen zufriedenstellen dürfte. Was die Inhalte betrifft, geben sich Torsun und seine Mitstreiter derweil sogar noch radikaler als zuletzt. Das beginnt bereits beim Artwork mit dem zusammengeschnipselten Black Block/Neo-Nazi/Antifa-Layout und setzt sich in den Texten fort. Lieder wie „Deutschland, Arschloch, fick dich“, „Scheiße bleibt scheiße“, „Hauptstadt der Bewegung“ oder „An die Wand“ sind klare Abrechnungen mit Deutschland und seinem in den letzten Jahren wiedererstarkten Rassismus und Nationalismus. Dass diese Themen immer noch so aktuell sind, dass sie auf die Tagesordnung gehören, sagt leider viel über den deutschen Normalzustand im Jahre 2017 aus. Umso wichtiger, dass Bands wie EGOTRONIC nach wie vor den Finger in die Wunden bohren.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.