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MILLENCOLIN – Es klang nach Müll.

Seit 15 Jahren touren die Schweden von MILLENCOLIN schon durch die Welt und machten nun Halt in Osnabrück. Als ich Erik treffe und wir uns auf den Weg zum Tourbus machen, fällt mir auf, dass der Bus mit finnischen Kennzeichen unterwegs ist. „Der Bus gehört einem Kollegen von uns. Es ist günstiger, sein Fahrzeug in Finnland anzumelden. Zudem ist es leichter, das Ding über den TÜV zu kriegen“, erklärt mir der Gitarrist. Dass das stimmt, sehe ich gleich an der Frontscheibe. Ein riesiger Riss nahe des Lenkrads… also alles andere als glamourös.
Und das bei einer Band, die die Konzerthallen in Schweden und den USA genauso füllt wie in Brasilien. In diesem Jahr erschien ihr neues Album „Machine 15“ und wirkte nicht so punkig wie die Vorgänger. Sicherlich wurde die Band bei der neuen Scheibe reichlich von den Solopfaden eines Nikola Sarcevic oder vom Nebenprojekt FRANKY LEE, dem Gitarrist Matthias angehört, beeinflusst. „Ja sicher hat das viel ausgemacht“, bestätigt Erik. „Es ist gut, wenn man andere Sachen nebenbei macht, da man so eine andere Perspektive bekommt.“ Musikalisch ist Erik aber nur bei MILLENCOLIN aktiv. Seine Alternative ist das Grafik-Studium. Auch die Cover der Millencolin-Alben sind von ihm.
Wenn man sich schon länger mit der Musik von MILLENCOLIN beschäftigt, ist man vielleicht ein wenig verwundert, dass die Band auf ihrer Homepage den Vorgänger "Kingwood" als bisher bestes Album betitelt. „Das kommt daher, da wir "Kingwood" damals gerade herausgebracht haben. Wenn du ein neues Album veröffentlichst, solltest du immer das Gefühl haben, dass es das Beste ist, was du gemacht hast. Sonst hat man im Studio was falsch gemacht“, erklärt Erik. Demnach müsste dann ja „Machine 15“ das beste Album der Band sein, oder? „Ich denke, es ist ein sehr gutes Album, aber sicherlich nicht unser Bestes.“ Also haben die Jungs, nach Eriks eigener Auffassung, im Studio nicht gut genug gearbeitet? „Wenn das Album ein paar Monate auf dem Markt ist, kriegt man dazu eine ganz andere Perspektive, da man einen gewissen Abstand hat“, erklärt der 33 Jährige. Wo wir gerade beim Thema „Bestes“ sind…es wird Zeit zum 15. Geburtstag mal ein wenig zurückzuschauen.
Als ich frage, was wohl der schlechteste MILLENCOLIN-Song sei, muss Erik nicht lange überlegen. „Trendy winds“ ist die Antwort. „Die Stimmbrüche und die Harmonien klingen wirklich verrückt, wenn wir uns den Song heute anhören. Dan Swanö, unser damalige Produzent, meinte, wir sollten das so singen… Naja, klingt sehr strange. Aber viele Leute mögen es“, lacht Erik. Auch beim besten Song ist sich Erik schnell sicher. „’No Cigar‘ ist der beste. Es macht einfach immer noch Spaß, ihn zu spielen. Und wo wir gerade dabei sind: ‚Pennybridge pioneers‘ ist unser bestes Album, finde ich.“
Zur Frage, ob es ein bestes Konzert gibt, findet Erik nicht wirklich eine Antwort. Dafür ist er sich beim schlechtesten schnell sicher, und das liegt erst wenige Wochen zurück. „Wir waren ja vor ein paar Wochen in Brasilien. Dort hatten wir ’nen Auftritt in einer TV-Show, die so ca. 20 Millionen Menschen verfolgen. Im Song „Detox“ fängt Nikola auf einmal an zu jammen, und unser Drummer Frederik hat das nicht mitbekommen. Matthias und ich wussten dann auch nicht, was wir machen sollten, und spielten vier verschiedene Sachen durcheinander. Wir konnten uns ja nicht mittendrin absprechen“, erinnert sich Erik lachend. „Und das war noch nicht alles. Der Bass-Amp ist abgekackt. So was passiert nun mal. Wir haben drüber gelacht, aber es klang nach Müll.“ Und das bei einer Band, die man normalerweise nachts aufwecken kann, um sie die Songs spielen zu lassen, versicherte mir Erik. Also lassen wir die schlechten Dinge hinter uns und legen die Konzentration auf die guten Erlebnisse in 15 Jahren. „Das erste Mal mit der Band in den Staaten war der Hammer. Unsere Musik beruht ja auf kalifornischem Punkrock. Und dann dort performen zu dürfen und gleich diese super Resonanz zu bekommen, das war schon fantastisch“, schwärmt der Gitarrist. Und wie soll es da in den nächsten 15 Jahren weitergehen? „Ich hoffe, wir schreiben weiterhin gute Musik, und die Leute kommen zu unseren Shows. Wir lieben, was wir machen, und wir danken unseren Fans.“

http://www.myspace.com/millencolin