Es gibt sie also noch, die leicht Country-orientierten Singer/Songwriter in Deutschland. MICHAEL WITTE ist hier ein leuchtendes Beispiel. Man meint, BAP, STOPPOK und ähnliche Verfechter des „Deutschrock“ mit im Raum stehen zu sehen, während man die ersten Tracks von „Zirkushimmel“ hört. Die leicht verzerrte E-Gitarre, die Geige, die Stakkato-Drums, ja, man kennt das. Was das Album dann aber besonders macht, sind die Lyrics von Herrn WITTE, die dann doch einen anderen als den gewohnten Weg beschreiben. Besonders gut wird er, wenn er sich dem Jazz zuwendet, dann gewinnt „Zirkushimmel“ an Fahrt, wird tiefer und bewegender. Wie es überhaupt mit fortdauernder Zeit immer eindrucksvoller wird und spätestens bei „Das Lachen geht auf mich“ einen ersten Höhepunkt aus dem Hut zaubert. Und dies, obwohl es sich hierbei um einen durchaus ruhig zu nennenden Song handelt. Er offenbart all die Stärken, die dieses Album aufbietet, und verzichtet gleich auf die anbiedernden Schwächen. Langsam schleicht sich eine verträumte Verrücktheit zwischen die Noten und man fühlt sich – endlich möchte man fast sagen – an ELEMENT OF CRIME gemahnt, sowohl textlich als auch musikalisch. Im Englischen sagt man dazu „it grows“. Um den Gesamteindruck noch positiver zu gestalten, hätte MICHAEL WITTE vielleicht auf die ersten und letzten zwei Songs verzichten sollen, dann wäre es ein richtig gutes Ding zwischen Lounge, Lagerfeuer und Lässigkeit geworden. Für den Zirkushimmel reicht es allemal, für den Songwriterhimmel noch nicht ganz.
MICHAEL WITTE & BAND – Zirkushimmel
