Der erste Song trägt passenderweise den Titel „A good start“. Wäre es nicht so einfallslos, könnte man die Songs entsprechend dieses Musters weiter benennen. Verdient hätte es jedenfalls jeder der hier auf (leider viel zu kurzen) 38 Minuten versammelten Songs.
MARIA TAYLOR macht mit „Lynn teeter flower“ ein Album, das den im Vorfeld zurecht hohen Erwartungen nach dem bereits famosen Vorgänger-Album „11:11“ gerecht wird und nahtlos an jenes anknüpft.
Mal eher beat – und basslastig, wie in dem bereits erwähnten, treibenden „A good start“, mal nur auf Gesang und Akustik-Gitarre reduziert, wie in dem anschließenden „Clean getaway“ oder irgendwo dazwischen, wie in einem der meines Erachtens stärksten Songs der Platte, das grandiose, von der Melodie fast an DEPECHE MODE erinnernde „My own fault“.
Und über allem schwebt, singt und haucht die Stimme von Maria: Klar, gleichzeitig warm und stets irgendwie zerbrechlich, gefestigt und tröstend zugleich.
Mitwirkende hat Frau Taylor übrigens in ihren Labelkollegen Andy LeMaster von NOW IT’S OVERHEAD und Conor Oberst gefunden. Mit letzterem schrieb und sang sie den von einem zarten Snare-Drum-Rhythmus unterlegten Song „Ballad of Sean Foley“.
Auch SPOON-Schlagzeuger Jim Eno und Doug Easley (CAT POWER, PAVEMENT) ließen sich nicht lange bitten, und ihre Geschwister Macey (Bass) und Kate (Keyboards) komplettieren die künstlerischen Synergien. MARIA TAYLOR selbst ist übrigens die eine Hälfte der famosen Formation AZURE RAY. Angst, auf diese reduziert zu werden, muss Maria spätestens nach diesem Album nicht mehr haben.
Obwohl die Songs so facettenreich daherkommen, schafft es Maria, wie schon auf „11:11“, in der ihr eigenen Songwriting-Ästhetik Songs zu kreieren, die, ausgehend von einer ruhigen und nachdenklichen Grundstimmung, zu einem homogenen Ganzen heranwachsen. Songs, die man ins Herz schließt, die sich aber nicht einsperren lassen. Songs, die einen in den Arm nehmen, aber nur weil sie es auch so meinen.
„Lynn teeter flower“ ist wie das Glas Wein, das man abends nach einem anstrengenden Tag trinkt und wie der Gute-Morgen-Kuss der Freundin/des Freundes, neben der/dem man morgens aufwacht. Nachdenklich, beruhigend, manchmal fast traurig und wunderschön.
MARIA TAYLOR gelingt das, was ich im letzten Satz nicht hin bekommen habe:
Eine Platte, bei der eingängig nicht mit aufdringlich verwechselt wird, ruhig und intim nicht weinerlich klingt und schönes Songwriting nicht mit Kitsch übersetzt wird. Oh wie schön, Frau Taylor!