Des einen Freud, des anderen Leid. Wo sich viele Labels, vor allem die größeren, vehement gegen die kostenlose Verbreitung urheberrechtlich geschützten Eigentums wehren, nutzen viele ungesignte Bands das Internet als Möglichkeit, sich selbst zu vermarkten. In letzter Zeit vornehmlich über myspace, kann man im Falle MADELEINE dort nicht nur vier Songs anhören, sondern über die bandeigene Homepage gleich das komplette Album downloaden. Hut ab!
Die Debüt-EP „Boy = man“ verglich Holger vor gut einem Jahr noch mit Britpop der späten Achtziger, und auch ich habe die ersten Gehversuche von MADELEINE noch in anderer Erinnerung. Denn inzwischen haben sich die Bonner einen kompletten Neuanstrich verpasst und ihre Musik näher in Richtung ASH und READYMADE (die ersten Songs) und THE STROKES (ab der Mitte des Albums) gerückt. Melodieverliebt und gitarrenpoppig ging es zwar auch damals schon zu, aber solch schmissige Hooklines wie im Opener und dem fabulösen „Miles from the truth“ vermochte man damals bei weitem noch nicht aus dem Ärmel zu schütteln. Wow, genauso sollen Sommerhits klingen! Und auch beim nachfolgenden „Cities“ bleibt die selbstgelegte Messlatte noch ganz weit oben, während ich die Band schon auf dem kommenden Immergut-Festival vor mir auf der Bühne stehen sehe. Leider flacht das Album ab dem vierten Song langsam, aber konstant ab. Zwar bleiben die Songs auch weiterhin ohrwurmtauglich, aber an die Qualität der ersten Songs reichen weiter hinten platzierte Stücke leider nicht mehr ran. Zudem macht es der Schlagzeuger dem Hörer manchmal etwas schwierig, wenn er versucht, den Songs Abwechslung einzuhauchen, die teils unpassenden Schlagzeugparts letztlich aber eher wie Stolpersteine wirken. Schade.
Nichtsdestotrotz gibt es aber alle Songs vor free, was ja schon mal eine lohnenswerte Sache ist, und selbst, wenn mir das Album am Stück ein wenig zu eintönig erscheint, wird „Miles from the truth“ auf jeden Fall zu Recht seinen Platz auf meinen nächsten Mixtapes einnehmen. Danke dafür!