Wer auf gutgemachten Deutschpunk steht, sollte sich von dem zugegebenermaßen etwas plakativ anmutenden Bandnamen KOTZREIZ nicht abschrecken lassen. Zwar propagieren die Berliner völlig ungeniert den gemeinen Assi-Punk-Lifestyle, doch wer mit Satire einigermaßen umgehen kann, merkt schnell, dass das Trio (bei dem übrigens auch der Drummer einer bekannten, charterprobten Elektro-Pop-Formation mitmischt!) sowohl sich selbst, als auch die Punkszene im Allgemeinen dabei gehörig auf die Schippe nimmt. So auch im A-Seiten-Stück „Punk bleibt Punk“, welches die Story von dem arbeitsscheuen Straßenpunk Hank erzählt und dessen Refrain mir schon seit Tagen in Endlosschleife im Schädel rotiert – ein unglaublich guter Song, der sogar die Highlights des allerorts abgefeierten Debütalbums der Hauptstädter in den Schatten stellt. Auch in dem Song „Nutzlos“ spielen KOTZREIZ ihr Talent, bewusst einfach gehaltene Lieder mit einem hymnenhaften Charakter zu versehen, gekonnt aus und schüren schon mal die Vorfreude auf den nächsten, für September angekündigten Longplayer. Lediglich der dritte Song „Bier“ ist dann doch arg plump geraten und hinterlässt einen etwas (Achtung, Wortspiel!) herben Nachgeschmack. Aber wie heißt es so schön: Stumpf ist Trumpf. Und KOTZREIZ zücken in diesem Fall einfach mal den Joker.
KOTZREIZ – Scheiße bleibt Scheiße 7″
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. August 2012
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.