Das ist richtig klassischer Folk, unterstützt von einer teils fast krachigen Akustikgitarre, der einen sofort an die grünen Felder und den peitschenden Wind in Irland denken lässt. Das schreit eigentlich nach Namedropping, ist hier aber unnötig, denn JOE BENNICK musiziert, singt und textet gut genug, um auch selbstständig stehen zu können. Besonders machen „In close distance“ neben den sehr atmosphärischen Melodien und ebensolchen Texten sowie dem schönen Duettgesang bei „Moss and twine“ die Anleihen aus dem Indiebereich, die über die Grenzen des Folk hinausdeuten und auch noch den letzten Raucher vor der Tür motivieren, hereinzukommen und der Musik nicht nur zu lauschen, sondern sie auch zu sehen. Ein Gefühl zwischen Melancholie und Geborgenheit ist das, was JOE BENNICK bei den Hörer*innen entstehen lässt – und das ist ein gutes. Eigentlich ist es viel zu warm für diese Musik, die eher einen warmen Kamin und einen guten Whisky verlangt als strahlenden Sonnenschein. Vielleicht auch deshalb kam das Album bereits im Dezember heraus, hat mich aber erst jetzt erreicht. Besser spät als nie, so kann „In close distance“ auch noch seine Fähigkeiten als Sommeralbum entfalten. Ein sehr gelungenes Folk-Album, das sich am Klassischen orientiert, die Augen aber nicht vor der Zukunft verschließt.
JOE BENNICK – In close distance
- Beitrags-Autor:Simon-Dominik Otte
- Beitrag veröffentlicht:9. Juni 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Simon-Dominik Otte
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