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HUNDRED REASONS – Kein Emo!

HUNDRED REASONS heißt die Band der Stunde. Nach einem mehr als gelungenen dritten Album, das die Band im März abgeliefert hat, folgt nun schon eine wirklich mehr als nette Tour als Support für THRICE. Station wurde auch in Köln gemacht, und wir bekamen die Möglichkeit, ein Interview mit der Band zu führen. Also sind wir an einem sonnigen Dienstagnachmittag zur Live Music Hall marschiert, um einen mehr als gut gelaunten und ebenso gesprächigen Colin, seines Zeichens Sänger der Band, mit unseren Fragen zu löchern. Im Verlauf sprachen wir über die Band, das neue Album, über seine Vorlieben zu Emo und natürlich über die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft.

[F]Wie läuft die Tour bisher, und macht es Spaß mit THRICE zu touren?
[A]Die Tour läuft verdammt gut, sehr gute Shows bisher und wir kommen beim Publikum gut an. Es ist schön zu sehen, dass man von den Kids abgefeiert wird und in jeder Hinsicht Unterstützung bekommt. Die Jungs von THRICE sind verdammt cool und sehr freundlich. Wir haben eine gute Zeit zusammen.

[F]Kannst du vorab mal dich und die Band vorstellen?
[A]Oh ja, wir sind HUNDRED REASONS. Ich bin Colin, der Sänger. Dann gibt es noch die beiden Gitarristen Larry und Paul. Andy Bews ist fürs Trommeln verantwortlich und der Basser ist "The Andy". Wir haben zwei Andys in der Band, deswegen nennen wir ihn "The Andy".

[F]Gab es eine bestimmte Idee, warum ihr eine Band gegründet habt?
[A]Klar, weil wir rocken wollten! Wir wollen einfach zusammen den besten Sound, der uns möglich ist, produzieren. Es ist großartig, vor und für Menschen zu spielen. Wir sind alle verschieden auf eine Art, und es ist einfach schön, zusammen Musik zu machen.

[F]Wie sieht’s mit euren Lyrics aus? Ist es für euch wichtig, dass die Fans die Texte verstehen?
[A]Klar, es ist wichtig, dass die Fans unsere Texte verstehen. Wir geben uns große Mühe, intelligente Texte zu schreiben, die man dann natürlich auch verstehen soll. Ich persönlich mag härtere Bands wie WILL HAVEN und so, aber bei denen ist es halt schwer, die Texte zu verstehen, weil die weniger singen und einfach nur schreien.

[F]Hat euer Bandname eine tiefere Bedeutung?
[A]Nein, eigentlich nicht. Unser Gitarrist Paul mochte einfach das Wort „hundred“. Ich weiß, der Grund ist etwas strange, und ich hab keine Ahnung, aus welchen Grund er auf dieses Wort abfährt. Aber wir mochten es auch. Und dazu kam noch, dass Andy (der Schlagzeuger) für eine Extreme Sports Company gearbeitet hat, und dort gab es ein Plakat mit der Aufschrift: „2000 Reasons to ride Burton Snowboards“ oder so etwas in der Art. Und daraus ist dann HUNDRED REASONS entstanden. Das klang gut, und jedem hat es gefallen.

[F]Also gibt es keine hundert Gründe für HUNDRED REASONS?
[A]Nein, die gibt es nicht. (lacht)

[F]Okay, dann lass uns mal über euer neues Album „Kill your own“ plaudern. Ich finde, dass sich euer Sound doch etwas verändert hat. Wie siehst du das?
[A]Ja, da hast du absolut Recht! Wir sehen das auch so. Wir wurden musikalisch besser als bei den beiden Alben davor. Wir glauben voll und ganz an das neue Album und genießen das, was wir tun. Du lernst immer dazu, wenn du ein neues Album schreibst. Das neue Album ist einiges härter geworden, aber gleichermaßen auch melodischer. Und es ist kein Emo! (lacht).

[F]Kein Emo?
[A]Nein, auf gar keinen Fall. Emo can fuck-off! (noch mehr Gelächter) Die haben alle die gleichen Melodien und tragen den gleichen Haarschnitt. Immer wieder das gleiche Gitarrenriff, das IRON MAIDEN schon vor Jahren gespielt haben. Ich persönlich finde es schwer, die Bands zu unterscheiden. Mit uns hat das nichts zu tun, wir sind einfach nur ’ne richtige Rockband! (und schon wieder Lachen).

[F]Wie läuft das Songwriting bei euch ab?
[A]Ich denke, das läuft so ab, wie man sich das üblicherweise vorstellt. Man trifft sich im Proberaum, jeder führt seine Ideen vor, und aus einer Idee entsteht ein Song. Wenn die Musik soweit steht, kümmern wir uns um die Lyrics. Die Lyrics entstehen normalerweise immer erst nachdem die Songstruktur feststeht. So kann man das „Feeling“ mit den Text vereinen. Ja, und manchmal geht es auch rund im Proberaum, aber solche Problemchen gehören dazu, und die machen uns nur noch besser.

[F]Ich persönlich kenne nur euer erstes Album und jetzt halt das neue „Kill your own“. Das zweite ging irgendwie an mir vorbei. Geht das nur mir so, oder gibt’s dafür einen bestimmten Grund?
[A]Richtig, den gibt es wohl. Unser erstes Album war doch etwas bekannter, und so wollten wir noch ein weiteres unter Sony/ BMG veröffentlichen. Doch dann beschränkte sich der Support seitens des Labels etwas und außerhalb von England wurde das Album schlecht bis gar nicht promotet. Das ist wohl der Grund dafür. Als wir dann mit dem Schreiben neuer Songs angefangen haben, haben wir bemerkt, dass das wohl die besten sind, die wir je geschrieben hatten. So kam es dann auch zu dem Labelwechsel. V2 haben sich gemeldet, und die machen wirklich einen großartigen Job!

[F]Ist es jetzt besser auf V2?
[A]Ja, auf jeden Fall. Viel besser! Die begleiten uns auf Tour und arbeiten wirklich hart für uns. Wir sind wirklich glücklich, dass wir zu V2 gewechselt sind.

[F]Was magst du am meisten an eurem neuen Album?
[A]Ich mag die Dynamik, die Abwechslung, die Härte. Und ich denke, dass ich mich bei dem neuen Album gesanglich von meiner besten Seite gezeigt habe.. (lacht). Jeder in der Band spielt seine Rolle verdammt gut.

[F]Und gibt es einen Song, den Du besonders magst, oder den man als repräsentativ fürs Album bezeichnen könnte?
[A]Oh, das ist ziemlich schwierig. Ich mag eigentlich das ganze Album. Aber mein Lieblings-Song ist wahrscheinlich „This mess“. Das ganze Album hat so viele verschiedene Stimmungen und macht als ganzes einfach Spaß zu hören – und vor allem live zu spielen.

[F]Liest du dir eigentlich Reviews oder Features über euch durch?
[A]Oh ja, natürlich lesen wir uns die Sachen durch, auch wenn nicht immer die Zeit dafür da ist. Und irgendwann, wenn ich mal Kinder hab oder was auch immer, werde ich die Sachen alle nachlesen und meinen Kids davon erzählen. Ich denke, man sollte diese Erinnerungen behalten und weitergeben können und deswegen ist es wichtig, dass es Leute gibt, die diesen Job machen und Artikel über dich veröffentlichen.

[F]Und die Band-Reviews? Sind die für dich ebenso wichtig?
[A]Auf jeden Fall, aber man sollte ja bedenken, dass ein Review die Meinung von dem Schreiber ausdrückt. Manche werden zufrieden sein, manche nicht, und das ist auch okay so. Man kann als Band nicht nur positive Reviews bekommen.

[F]Was sind euren nächsten Pläne, was ist bis Ende das Jahres geplant?
[A]Sachen, die man als Band so macht. Wir werden jetzt erstmal zu Ende touren, und in ca. zwei Wochen werden wir uns wieder im Proberaum treffen und anfangen, neue Songs zu schreiben. Wir werden wieder auf Tour kommen, auch wieder nach Deutschland.

[F]Ist es euch eigentlich noch möglich, euren Jobs nachzugehen, bei dem ganzen Touren und im Studio und im Proberaum rumhängen?
[A]Naja, wir haben alle keine Jobs mehr. Wir leben von unserer Musik. Klar, viel kommt dabei nicht rum, aber wir können davon leben, es macht uns großen Spaß. Und ich kann mir definitiv nichts Besseres vorstellen.

[F]Seht ihr euch eigentlich als politische Band?
[A]Nein, überhaupt nicht. Politik als solches kommt in unseren Texten nicht vor. Ich kenne nicht viele Bands, die politisch treffende Texte haben. So Bands wie früher RAGE AGAINST THE MACHINE haben das Thema echt gut getroffen und behandelt. Die haben sich engagiert und hatten entsprechende Kenntnisse darüber. Ich hätte gar nicht die Kenntnisse, um politisch intelligente Texte zu schreiben.

[F]Ok, das wäre es von unsere Seite. Noch ein paar abschließende Worte?
[A]Klar, vielen Dank für eure Zeit und für euren Support. Wir sehen uns im Juli wieder, wenn wir erneut nach Deutschland kommen.

Im Anschluss folgte noch eine lebhafte Unterhaltung über die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft. Natürlich wurde auch die Frage gestellt, wen er eher als Weltmeister sehen würde: Deutschland oder England? Laut Aussage von Colin soll der bessere gewinnen, aber er bezweifelt, dass die Engländer das Rennen machen werden, schließlich liegt der letzte Sieg der WM schon 40 Jahre zurück… Aber er freute sich über die Meldung, dass Rooney im Team dabei sein wird. Und soweit es ihm möglich ist, wird er auch die WM verfolgen…

Vielen Dank an Benedikt Seeberger für seine Unterstützung während des Interviews!

http://www.hundredreasons.com/