Lärm trifft düstere Poesie. THE DOORS treffen Jim Kerouac. Irgendwie so könnte man den Versuch starten, die ENABLERS einzuordnen. Pete Simonellis, der Geschichtenerzähler, rezitiert mehr, denn dass er singt und das auf Soundlandschaften, die sich auf das Nötigste beschränken, ohne dabei die Verspieltheit vermissen zu lassen. Das ist tatsächlich ein bisschen wie „An american prayer“ von Jim Morrison. Die Texte fungieren als fliegender Teppich über einer Stadt aus Gitarrenwänden und Klangstraßen. Die Instrumentalfraktion, bestehend aus gestandenen Musikern etwa von CODEINE oder den SWANS und der Sänger ergänzen sich perfekt, reagieren aufeinander und erschaffen so ein Gesamtgebilde, das in sich stimmig und packend ist, das Raum lässt für die eigene Interpretation, für das Verständnis der Texte, für Träumereien. Auch und selbst, wenn es nicht immer die schönsten, farbigsten Träume sind, die „Blown realms and stalled explosions“ hervorruft.
Die Gitarren flirren mit einer Leichtigkeit, die den Hörer nie stresst, nie nervt, sondern immer die Tür zu einem der nächsten, unbekannten Räume öffnet, die man gerne noch aufsuchen möchte, bevor dieses Album zu Ende ist. Die ENABLERS entwerfen Musik, die traumwandlerisch sicher auf den Pfaden der sehr frühen MISSION oder auch THE ESCAPE wandelt, ohne die düstere Schwere zu übernehmen, sondern sie mit einem sonnigen versieht, der einen auch in den Abendstunden nicht vergessen lässt, dass der nächste Morgen gar nicht so weit ist. Vielleicht kann man das Indie-Prog nennen? Man weiß es nicht sicher. In jedem Falle sollte man Zeit mitbringen für dieses Album, das nicht dazu geeignet ist, mal eben nebenbei gehört zu werden.
„Blown realms and stalled explosions” zeigt, dass der Sommer seine düsteren Seiten hat. Und haben darf. Denn morgen geht die Sonne auf. Bestimmt.