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EFTERKLANG – Things we have in common

Der Einstieg in das neue Album von EFTERKLANG fällt etwas ungewöhnlich aus. Ein seltsames Sirren, tropische Beats und nach einer halben Minute ertönt leise ein weiblicher, afrikanisch anmutender Gesang. Plötzlich setzt eine laute Tuba ein, gefolgt vom Zischen einer Giftschlange. Halluziniere ich? Habe ich wirklich das neue Album der Dänen aufgelegt? Oder haben sie sich spaßeshalber mal auf eine Expedition in weit entfernte Länder begeben? Alles gut vorstellbar, wenn man sich die stilistische Entwicklung noch mal vergegenwärtigt. Fast ein Vierteljahrhundert ist es her, als sie als Kindheitsfreunde EFTERKLANG gegründet haben und 24 Jahre später nach wie vor in der Originalbesetzung bestehen. Weitere Mitglieder kamen hinzu, verschwanden auch wieder, dort wurde mal mit LIIMA ein Nebenprojekt gegründet (das lustigerweise aus denselben Personen bestand), an anderer Stelle ein recht experimentelles Soloprojekt. Ja, dieses Trio scheint einfach musikalisch und persönlich verdammt gut zusammenzupassen, und damit man nicht stagniert, werden bereitwillig auch neue Ideen zugelassen und Experimente gewagt. Man startete Anfang der 2000er mit filigraner Elektronik, ergänzte dies aber bereits recht schnell mit einem groß angelegten Orchester samt Chorgesängen und hatte schon auf dem zweiten Album 30 Gäste mit an Bord, die aber keineswegs im Widerspruch zu intimen, kammermusikalischen Passagen stehen mussten. Bis 2010 mit „Magic chairs“ mein persönliches Lieblingsalbum erschien, in dem die von Anfang an vorhandenen guten Ideen zu perfekten Songs vollendet wurden. Auf dem vierten Album „Piramida“ dann ein Exkurs nach Spitzbergen mit den entsprechenden Field Recordings, bis EFTERKLANG auf „Altid sammen“ erstmals ihre Muttersprache für die eigene Musik entdeckten. Ihr sechstes und letztes Album „Windflowers“ wirkte schließlich ziemlich zugänglich und harmonisch.
Was folgt nun also mit Album Nummer Sieben? Eine Reise auf den schwarzen Kontinent? Mitnichten. Stattdessen wird hier alles eingesetzt, was man in der gesamten Bandgeschichte bereits mehr oder weniger erprobt hat, inklusive der Neben- und Soloprojekte. Und mit Rune Mølgaard hat man sogar noch ein viertes Gründungsmitglied wieder mit ins Team aufgenommen. Als Gäste außerdem mit dabei: Zach Condon (BEIRUT), Tatu Rönkkö (ein finnischer Jazz-Schlagzeuger, der auch bereits bei LIIMA mitwirkte), ein mexikanischer Gitarrist (Héctor Tosta), eine guatemaltekische Sängerin und Cellistin (Mabe Fratti) und ein süddänischer Mädchenchor. Insofern passt es schon mit der Expedition, wobei die sich vielfältig gestaltet und als roter Faden doch sehr gefühlvoll und sanft zeigt. Insofern schließt sich „Things we have in common“ nahtlos an „Windflowers“ an und bringt gleichzeitig wieder viele neue Einflüsse mit. So darf es gerne weitergehen!

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