DWIGHT TRIBLE ist ein Phänomen. Bereits im Opener „Truth“, der zugleich die erste Single seines neuen Albums „Ancient future“ darstellt, wird die gesamte Bandbreite seines Gesangs abgebildet, der zwischen Sprechgesang, schönsten Melodien und inbrünstigem Geschrei changiert. Dabei kommt zum Vorschein, was den Gesang der LA-Jazz-Legende auszeichnet: Dwight verbindet die Experimentierfreude eines BOBBY MCFERRIN mit der Stimme eines GREGORY PORTER und dem Stimmunfang einer MARIAH CAREY. Oder anders ausgedrückt: DWIGHT TRIBLE singt wie JIMI HENDRIX Gitarre gespielt hat – wild, revolutionär und unkonventionell.
Doch was live wahrlich beeindruckend ist und regelmäßig zu Standing Ovations führt, lässt sich nur bedingt auf Tonträgern festhalten. Das Wilde und Verspielte wirkt auf „Ancient future“ stellenweise anstrengend, hier kommt auch die Schwäche eines DWIGHT TRIBLE zum Vorschein: das Songwriting. Da helfen auch namhafte Gäste wie Saxophonist KAMASI WASHINGTON und Multiinstrumentalistin/Sängerin GEORGIA ANNE MULDROW nur bedingt weiter. Wahrscheinlich ist genau dies das Problem von „Ancient future“: die Musik bewegt sich meist im Hintergrund und bietet genügend Spielraum für Dwights Stimm-Improvisationen, während gute Songs (im klassischen Sinne) eher Mangelware sind.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass dieses Album den Amerikaner auch wieder für ein paar Konzerte nach Europa führen wird, wo er mich mit großer Sicherheit wieder genauso überzeugen wird wie auf dem Überjazz-Festival 2016. Denn den Legendenstatus hat DWIGHT TRIBLE sich zurecht erarbeitet.