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DIE WÄNDE – Im Flausch

GIRLIE sind nun DIE WÄNDE, nicht aber zu verwechseln mit DIE TÜREN oder FENSTER. Ich gebe zu, der Name GIRLIE war damals wirklich ein wenig verwirrend, als ich die drei Berliner erstmals 2016 auf dem Alinæ Lumr-Festival gesehen habe. Dass bei dem Trio kein Mädel mitspielt, verwunderte da noch nicht allzu sehr, aber irgendwie ist der Begriff „Girlie“ ja unweigerlich mit knallbunter Mode der Neunziger konnotiert. Mit den Neunzigern, abgesehen von einer gewissen Ähnlichkeit zu den schrammeligen Passagen von SONIC YOUTH und NIRVANA, haben DIE WÄNDE allerdings nur wenig zu tun. Stattdessen bewegen sich die drei Berliner im recht zeitlosen Indierock vorwärts, wobei der markante, hohe Gesang von Carsten von Postel auf ihrem Debütalbum „Im Flausch“ noch mehr im Fokus zu stehen scheint als auf den vorausgegangenen EPs, was bei mir automatisch Assoziationen zu den von mir sehr geschätzten MARR hervorruft. Ansonsten ist ihre Musik jedoch mehr im amerikanischen Indierock als in der Hamburger Schule zu Hause, wo noisige Ausbrüche und Disharmonien viel häufiger eingesetzt werden als hierzulande. Dies ist auch ein Punkt, der DIE WÄNDE von vielen anderen derzeit aufstrebenden Indiebands positiv unterscheidet: melodische Momente kommen umso versöhnlicher um die Ecke, wenn es vorher auch mal schief und ungestüm zur Sache geht. Besonders schön kommt dieses Wechselspiel in dem Song „Im Automaten“ zur Geltung, der bedenkenlos auf sieben Minuten ausgedehnt wird, ohne auch nur im Ansatz zu langweilen. Was im übrigen auch für das gesamte Album gilt!