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DIE SKEPTIKER – Aufsteh’n

Wenn es um DIE SKEPTIKER geht, denke ich mit Wehmut an die guten alten Zeiten zurück, als man sich zu Liedern wie „Straßenkampf“ oder „Deutschland halt´s Maul“ die Karlsquell-Dosen in die Rübe geschossen hat und mit Freunden durch den elterlichen Partykeller pogte. Nun ja – nicht nur ich bin seitdem älter geworden, sondern auch die besagte Gruppe, die einst neben DIE ART, SANDOW und FEELING B zu den bekanntesten Untergrund-Bands in der damaligen DDR gehörte. Wurden kurz nach der Wende die politischen Misstände im frisch vermählten Deutschland von den SKEPTIKERN noch klar und plakativ angeprangert, so äußert Sänger Eugen Balanskat Kritik an den bestehenden Verhältnissen heute etwas poetischer als noch zu Beginn der 1990er Jahre. Sei es der Abgesang auf den Kapitalismus in „Das System“, der Traum von einer gerechteren Welt in „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ oder das Thema Polizeigewalt in „Meer von Grün“ – die Texte sind es durchaus wert, dass man genauer hinhört und seine eigenen Schlüsse daraus zieht. Der durchgängig vorhandene textliche Tiefgang ist aber auch schon der größte Unterschied zu damals, denn ansonsten zeigen sich DIE SKEPTIKER noch immer von ihrer altbekannten Seite. Wo andere Bands auf Härte und Geschwindigkeit setzen, greifen sie lieber tief in die Melodien-Kiste und setzen Eugens unverwechselbare Stimme mit einer fein abgestimmten Instrumentierung in Szene. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Titelsong „Aufsteh´n“, bei dem die Band von einem Akkordeon unterstützt wird, was dem Lied wiederum eine leichte Polka-Note verleiht. Somit gehören DIE SKEPTIKER noch immer zu den wenigen deutschen Bands, die fernab aller Trends ihre ganz eigene Interpretation von Punkrock zum Besten geben. Und das genau so gut wie schon vor 30 Jahren.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.