Mit dem Erfolg ist das so eine seltsame Sache. Da tingelt Brookln Dekker zwölf Jahre lang zusammen mit seiner Frau unter dem Namen RUE ROYALE kreuz und quer durch Europa, bespielt dabei unzählige Clubs, bildet Netzwerke und hinterlässt überall glückselige Gesichter. Irgendwann kriegen die beiden Nachwuchs, das Touren gestaltet sich entsprechend etwas schwieriger, doch abschrecken lassen sich die beiden davon nicht. Zwischendurch musiziert Brookln zusammen mit dem Pianisten LAMBERT, schließlich auch solo. Und plötzlich bricht der Erfolg über ihn ein, seine Alben landen in den Charts, und er spielt in ausverkauften Hallen. Dabei bewegt sich DEKKER, so sein Name als Solist, musikalisch in ganz ähnlichen indiefolkigen Gefilden wie das Paar auch gemeinsam. Und man fragt sich, wieso der Erfolg den beiden nicht schon vorher gegönnt war?
Doch man kann die Geschichte auch anders lesen. Mit der Geburt ihres gemeinsamen Kindes veränderte sich das ständige „On the road“-Leben von Brookln und Ruth Dekker grundlegend. Das Baby forderte Zeit und Aufmerksamkeit, die eine Person kam mit den Veränderungen gut klar, die andere weniger. Doch bevor Brookln allzu tief in Depressionen versank, ergriff er letztendlich den Strohhalm, der sein bisheriges Leben so bedeutend bestimmt hat: die Musik. Die Zusammenarbeit mit LAMBERT war dafür die Initialzündung, aus Lethargie entwickelte sich wieder Kreativität, und sein Solowerk wird schließlich zur erfolgreichen Fortsetzung dessen. Mit „Future ghosts“ erscheint nun bereits sein drittes Album, erneut musikalisch von Stefan Wittich (Drums) und Andi Fins (Keyboard, Bass) unterstützt. Es geht thematisch um Liebe und Verlust, um Düsternis und Depressionen, aber auch um Hoffnung. Denn inzwischen ist Brookln mental so weit, über die Vergangenheit und seine negativen Gedanken sprechen, bzw. singen zu können. Und seine Gedanken werden abstrahiert auch auf weltpolitische Dinge übertragen. Musikalisch nach wie vor von zarten indiefolkigen Klängen untermalt.
Dass seine Songs inzwischen millionenfach gestreamt werden und mittlerweile auch nennenswerte Gewinne abwerfen, darf man letztendlich also eine mehrfache Win-Situation nennen. Für das gemeinsame Familienleben, für die Sinnfindung des Lebens, für die eigene Gesundheit – und für die Millionen Hörer, die seiner Musik lauschen.