Kürzlich berichtete ein Kumpel von einem Facebook-Posting, auf dem diverse Tourplakate nebeneinander zu sehen waren. Das Foto stammte aus den Neunzigern, hätte aber genauso gut aus der Gegenwart sein können, da sich alle dortigen Bands aktuell reformiert haben.
Wobei diese Reunions eine zweischneidige Sache sind. Zwar freut man sich, seine Helden der Jugend, mit denen man so viele Erinnerungen verknüpft, wiederzusehen. Gleichzeitig wird einem aber bewusst, dass man die Musik von damals inzwischen mit anderen Augen sieht, oft sind die ehemaligen Lieblingsbands selbst auch nicht mehr ganz so jung und spritzig wie früher. Besonders wehmütig wird man, wenn neue Alben folgen, die nicht mehr an die damalige Klasse anknüpfen können.
Diese Einleitung passt, um ehrlich zu sein, nicht so ganz bei CURSIVE, denn die Band um Tim Kasher hatte sich nie aufgelöst. Gleichwohl liegt das letzte Album „I am gemini“ schon sechs Jahre in der Vergangenheit, was für den hohen Output der Anfangszeit doch recht ungewöhnlich ist. Zeitgleich hatte man das Gefühl, dass CURSIVE irgendwann ihren besten Zeiten hinterherliefen. Fiel „Mama, I’m swollen“ ungewohnt poplastig aus, traten auf dem Nachfolger „I am gemini“ unschöne Prog- und Alternative Rock-Elemente in den Vordergrund.
Offenbar hat Tim Kasher sich in den vergangenen sechs Jahren allerdings rückbesonnen und resümiert, was CURSIVE in der Vergangenheit eigentlich ausgezeichnet hatte. Und so fällt „Vitriola“ überraschend gut aus und klingt tatsächlich so, als ob es an ihr populärstes Album „The ugly organ“ nahtlos anknüpft. Vielleicht trug auch dazu bei, dass Kasher seine alten Mitstreiter von 2006 wieder zusammentrommeln konnte, die an diesem Album mitgewirkt haben. Und so verbindet CURSIVEs achtes Album wieder die Stile miteinander, die eigentlich gar nicht zusammenpassen: Folk, Noise, Postcore und die gekonnte Gratwanderung zwischen Melodie und Wahnsinn. Ein tolles Album, das eben nicht aus einer unausgegorenen Wiedervereinigung klingt. Die Europa-Tour darf gerne bald folgen!