COCK SPARRER-Konzerte sind bei mir immer mit gemischten Gefühlen verbunden. Denn so großartig ich die englische Oi!-Legende auch finde – viele ihrer Shows waren in der Vergangenheit durch körperliche Auseinandersetzungen am Rande der Veranstaltungen geprägt. So auch in Hamburg, wo es bei den letzten beiden Konzerten der Londoner ziemlich heftig zur Sache ging: So geriet der Auftritt in der Alsterdorfer Sporthalle im Jahr 2012 ziemlich aus dem Ruder, als unter anderem HSV- und St. Pauli-Fans ihre Fußball-Rivalitäten im Zuge des Konzertes der (auch in Hooligan-Kreisen überaus beliebten) Band handfest austrugen, was im Nachgang jedoch immerhin zu einer Art Burgfrieden beider Fanlager im Hinblick auf zukünftige Konzerte führte. Beim Auftritt im Knust sechs Jahre später waren wiederum politische Gründe der Auslöser für Auseinandersetzungen, als Antifas versuchten, rechte Konzertbesucher am Besuch der Veranstaltung zu hindern, was im Endeffekt zu einem größeren Polizeieinsatz und mehreren Verletzten führte.
Um es vorwegzunehmen: Diesmal blieb (zumindest nach meinem aktuellen Kenntnisstand) alles friedlich. Zugleich war es für mich der erste Besuch nach langer Zeit in der Großen Freiheit 36, die sich bekanntermaßen während der Corona-Zeit durch das Aufhängen von Wandzeitungen mit Querdenker-Inhalten zwischenzeitlich komplett ins Abseits geschossen hatte und sich dank eines Geschäftsführerwechsels im vergangenen Jahr (inklusive eindeutiger Distanzierung von dem zuvor Geschehenen) mittlerweile wieder auf dem Weg der Rehabilitierung befindet. Dass es bei den organisatorischen Abläufen hingegen immer noch ein wenig ruckelt, wurde vor allem an der Situation an der Garderobe deutlich: Obwohl sich die Schlange der im Keller befindlichen Haupt-Garderobe bis zum Eingang im Erdgeschoss hochstaute, hatte die am Einlass befindliche zweite Garderobe offenbar die strikte Anweisung, erst Jacken anzunehmen, wenn die andere Abgabestelle komplett ausgelastet ist. Aufgrund der daraus resultierenden Wartezeiten verpassten wir auch weitestgehend den Auftritt der Opener-Band VIOLENT WAY und fanden uns erst zu den BAR STOOL PREACHERS vor der Bühne ein, an deren Mikrophon übrigens der Sohn von COCK SPARRER-Sänger Colin McFaull steht. Insofern kann man wohl guten Gewissens behaupten, dass ihm der Punkrock quasi in die Wiege gelegt wurde. Das Set hingegen fiel an diesem Abend relativ Ska-lastig aus: Zu Liedern wie „Call me on the way home“, „Choose my friends“ oder „Trickledown“ war eher tanzen als pogen angesagt, und die Zeit bis zum Hauptact gestaltete sich äußerst kurzweilig.
Als kurz darauf COCK SPARRER die Bühne übernahmen, ließen sie sich wiederum nicht lange bitten und starteten in Form von „Riot squad“ und „Watch your back“ direkt mit zwei All-Time-Klassikern des legendären „Shock troops“-Albums. Damit war das Eis natürlich sofort gebrochen. Es folgten mit Stücken wie „Working“, „Running riot“, „Take em all“, „Where are they now” und “England belongs to me” Hit auf Hit. Auch “What’s it like to be old?” durfte natürlich nicht fehlen, wenngleich es natürlich auch nicht einer gewissen Ironie entbehrt, Textzeilen wie „Tell me what’s it like to be old. Because you’re old old old old old” von einer Band zu hören, die seit über einem halben Jahrhundert existiert. In dem Zusammenhang finde ich es auch etwas bedauerlich, dass nur ein oder zwei Songs vom aktuellen Album „Forever“ den Weg auf die Playlist gefunden haben, denn dieses muss sich meiner Meinung nach qualitativ keineswegs hinter den Frühwerken der Band verstecken. Andererseits ist es auch verständlich, dass in erster Linie die Lieder zum Zug kommen sollen, die die Band bekannt gemacht haben. Den Rausschmeißer bildete folglich „We’re coming back“. Und das will ich doch stark hoffen. Vor allem, wenn auch dann wieder alles friedlich bleibt.