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BUILT TO SPILL – You in reverse

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Was ist eigentlich Indie? Diese Frage warf zuletzt das Visions öffentlich auf und ließ in einer der vergangenen Ausgaben Thees Uhlmann und ein Mitglied von BLACKMAIL über dieses Thema fachsimpeln. Neue Erkenntnisse haben wir darin leider nicht gewonnen, was man den Beteiligten aber auch nicht zum Vorwurf machen kann, schließlich gibt es so viele Meinungen darüber, wer und was… Ist es eine rein labeltechnische Angelegenheit, die etwas darüber sagt, wie oder wo man sein Zeug ´rausbringt, oder gibt es tatsächlich auch Indie als Musikrichtung? Meine persönliche Wahrheit zu dieser Frage liegt irgendwo in der Mitte, doch habe ich unter Indie in allererster Linie stets einen bestimmten Sound verstanden, also etwas, das man auf den Platten hören kann und nicht etwa den Stempel, der auf dem Booklet abgedruckt ist. Demzufolge man Bands wie BUILT TO SPILL, die in der Vergangenheit mit einigen anderen meine Definition von Indie darstellten, im Grunde seit Jahren nicht mehr dazu zählen dürfte. Denn schließlich haben diese ja schon eine ganze Weile den Riesen Warner im Rücken.
Ich mochte es zunächst kaum glauben, zwar hatten sie sich nie aufgelöst, doch war ich sehr überrascht, dass man von den Herren um Mastermind Doug Martsch überhaupt noch mal etwas hören würde. Fünf Jahre haben sie sich Zeit gelassen, MODEST MOUSE, die aus derselben Kleinstadt kommen und (früher noch als Geheimtipp) von DOUG MARTSCH immer heftigst beworben wurden, haben die Fahne hochgehalten. Nicht einmal geplant war dieses Album, man wollte sich nur mal wieder treffen und schauen, was noch geht.
Offenbar eine ganze Menge, die lange Pause scheint sogar gut getan zu haben, denn „You in reverse“ ist über weite Strecken großartig geworden. Davon zeugt gleich der Opener „Going against your mind“, ein achtminütiges Stück, das einem schon nach dem ersten Hördurchgang nicht mehr aus dem Kopf geht. Über die gesamte Länge bleibt hier der Eindruck einer Jam-Session, denen der Großteil dieser zehn Songs entsprungen sind, bestehen. Nichts weiter als Gitarren, Bass und Schlagzeug sind zu hören nebst MARTSCHs bekannt quengeligem Gesang. Alles klingt naturbelassen und unbehandelt und viel wichtiger als das, es klingt umwerfend bis zur letzten Note von „The wait“. Dazwischen befinden sich Hits wie „Conventional wisdom“, „Liar“ oder das ungewohnt rockige „Mess with time“. Auch Martschs Liebe zu NEIL YOUNG ist hier an manchen Stellen wieder sehr präsent.
Aufs Touren hatte er auch noch nie besonders viel Lust, der Mann mit dem Rauschebart, er ist halt lieber zu Hause. So steht uns in diesem Sommer in fünfzehn Jahren gerade mal die zweite große Konzetrreise dieser Band ins Haus. Und das ist irgendwie schon ganz schön Indie, bringt uns die Antwort aber deshalb kein Stück näher. Hingehen wird wärmstens empfohlen. Und vorher bitte unbedingt ausgiebig diese Platte hören.