LODGER – How vulgar

Es gibt viele Gründe, die für oder gegen eine Band sprechen – von dem persönlichen Geschmack einmal abgesehen. Bei der finnischen Band LODGER liegen zumindest die Gründe gegen ihr neuestes Album “How vulgar”, im heimischen Finnland bereits 2006 erschienen, auf der Hand: Mit Ausnahme von dem Sänger Teemu Merilä, dessen eindringliche Stimme immer wieder aus der restlichen Musik herausragt, scheint die Band keine Ahnung zu haben, in welche Richtung sie eigentlich gehen will.
Formal lässt sich das, was „How vulgar“ zu bieten hat, beschreiben als eine Mischung aus einer nicht eingestandenen Altrocker-Ästhetik à la ZZ TOP und halbgaren Indie-Gitarren-Einsprengseln. Das Ganze ist Teil eines undurchsichtigen Konzepts, doch statt diesen Mangel mit Spontaneinsätzen, Emotionalität oder Impulsivität auszugleichen, bleiben die Akkorde oft und lange die gleichen, schleppen sich von Minute zu Minute, von Stück zu Stück.
Dabei hat es so gut mit der Band angefangen. 2002 vom Sänger Merilä gegründet, machten die vier Finnen im Internet mit ihren Flash-Musikvideos auf sich aufmerksam. Postmodernes Comic zu Musik im Sinne der KINKS oder DANDY WARHOLS – die stellenweise ziemlich derben und radikal pessimistischen Schwarz-Weiß-Animationen zu Stücken wie „I love death“ oder „Doorsteps“ hatten durch ihre weite Verbreitung wesentlichen Anteil an dem internationalen Bekanntheitsgrad von LODGER, und das Debütalbum „Hi-fi high lights down low“ 2004) wurde überdurchschnittlich gut verkauft.
Doch wer bei „How vulgar“ noch an die Videos oder an LODGER als den diesjährigen Support von 22 PISTEPIRKKO denkt, den erwartet nur Enttäuschung. Live zeichnen sich LODGER zwar durch einen krachigen Garagen-Sound aus, der Clou ihrer Musik liegt in ihrer Einfachheit, Leerstellen entstehen erst gar nicht, wenn die Gitarren verzerrt genug sind. Auf dem Album, auf dem scheinbar alle interessanten Unebenheiten geglättet sind, fehlen diese ganzen Sounds, und es entstehen derart “leere” Momente, dass man fast darauf wartet, dass bald wieder etwas passiert. Am Ende hat man, trotz und wegen aller Ernüchterung, etwas Unglaubliches dazu gelernt: Musik kann zum Weglaufen langweilig sein.
Was an LODGER trotzdem Spaß macht, ist die seltsame Ironie, die man für gleichmütigen Optimismus halten könnte oder auch für ausgereiften Sarkasmus, der alle Stücke durchzieht und schließlich in einem bemerkenswerten Bläser-Outro endet. Schön wäre es also, wenn LODGER es das nächste Mal schaffen würden, ihre eigene Stimmung auch auf die Zuhörer zu übertragen.