Es ist nicht JENNY HOYSTONs erster Ausflug in Sologefilde abseits ihrer Hauptband ERASE ERRATA. Es gab da schon das Projekt PARADISE ISLAND. „Isle of“ ist lediglich das erste Album, das nun ausschließlich unter ihrem eigenen Namen erscheint. Und mit „Spell d-o-g“ und „Bring back art“ gibt es gleich zu Beginn feinsten Gitarrenschrammelindiepunk mit sperrig verschränkten Armen. Das hatte man vielleicht auch so erwartet hinsichtlich der Hauptband, insofern gibt es keine Überraschung. Aber schon mit dem nächsten Song „Break apart, reattach“ lässt JENNY HOYSTON alles hinter sich und setzt auf Reduktion. Knapp über eine Minute und nur die Gitarre. Reduzierter soll es von nun an bleiben, jedoch kommt noch eine experimentelle Note hinzu. „Ruff…ruff/ rainbow city“ etwa ist eigentlich nicht mehr als ein Mantra über einem sich stetig wiederholendem Endlos-Akkord. Oder „Everyone’s alone“, eine an LE TIGRE gemahnende Geräuschcollage mit stoischem Plastikbeat. Lediglich „Novelist“ kehrt noch einmal Altbekanntes hervor und markiert dabei überdies den versöhnlichsten Song auf „Isle of“. Dass JENNY HOYSTON auch Country und Folk kann und schätzt, gibt es in „Even in this day and age“ und „Send the angels“ zu hören.
Sicher kommt man nicht umhin, JENNY HOYSTON in gewisser Weise auch als Female Role Model zu deuten, wenn es um politische und gender-spezifische Auseinandersetzung geht. Nicht umsonst wird sie in einem Atemzug mit PEACHES, THE GOSSIP oder LE TIGRE genannt. Allerdings findet sich auf „Isle of“ weder sexuell aufgeladene Aggressivität, noch knalliger Dance-Punk, sondern vor allem spröde Eigenheit. Das macht „Isle of“ bei weitem zu keinem Meilenstein. Stattdessen bekommt man jedoch ein kaleidoskopartiges Statement einer Persönlichkeit. Was will man mehr?