Bereits seit 2010 veröffentlicht der gebürtige Neuseeländer Ruban Nielson unter dem Pseudonym UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA mit wechselnden Mitmusikern seine Musik, doch der Kopf hinter diesem ominösen Orchester bleibt nach wie vor er selbst. Wer jedoch immer wieder auftaucht, so auch auf seinem neuen Album, ist sein Bruder Kody, der meist für Drums, Synthies und Piano verantwortlich zeichnet. Auf „V“ (die eigentlich jedoch seine sechste Platte ist) nimmt nun auch sein Vater Chris einen aktiven Part ein, und begleitet die beiden Jungs an den Bläsern.
Diese familiäre Verbundenheit erklärt vielleicht auch die ausführliche Info, die Rubans neuem Album beiliegt. Hier wird seine kaum ausgeprägte Sesshaftigkeit beschrieben, die immer wieder auch Einfluss auf sein musikalisches Schaffen nimmt. Für „V“ zog es ihn nämlich nach Palm Springs, was wiederum Erinnerungen an seine Kindheit weckte. Diese Zwischenstation inmitten von Wüstenflächen und Palmen beflügelte während der Coronazeit seinen musikalischen Output, der sich nun im ersten Doppelalbum in seiner wahrlich nicht veröffentlichungsarmen Diskografie (EPs und Singles mitgerechnet) widerspiegelt.
So finden sich auf „V“ Einflüsse aus den diversesten Stilen, angefangen von Funk, Psychedelic und Weirdo-Pop über Indie, Disco und hawaiianische Klänge bis hin zu Downbeat und sogar Jazz. Mal erinnert das an OSCAR LANG, mal an MAC DEMARCO, an anderer Stelle an die ukrainische Band LUCAS BIRD. Das klingt nach Sommer und Hängematte, ganz so wie man es vom California Sound erwartet, auch immer wieder äußerst eingängig. Dann aber gibt es wiederholt Momente, die vor sich hinplätschern, wo minutenlang kaum etwas passiert. Hier hätte ich mir gewünscht, dass eine Art Lektor die Gesamtspielzeit von einer guten Stunde doch ein wenig eingedampft und die spannenden Parts konzentriert hätte.
Wer das Ganze live sehen möchte, sei auf ihren Auftritt beim diesjährigen Elbjazz hingewiesen – ein weiterer Beleg für die Vielseitigkeit des UNKNOWN MORTAL ORCHESTRAs.