2006 legten THE VIEW mit der fulminaten Single „Wasted little DJ´s“ einen Traumstart hin. Das Debütalbum „Hats off to the buskers“ ging von 0 auf 1 in die britischen Albumcharts. Das 2009 folgende „Which bitch“ floppte dann sang- und klanglos. Nun also Versuch Nummer drei mit „Bread & circusses“. Gleich vorweg: THE VIEW wollen diesmal den großen Wurf. Dafür setzten sie Flood hinter die Regler und holten alles, was sie aufbieten können, aus sich heraus. An das juvenile Debüt erinnert auch gleich der erste Song „Grace“, der viel Zug und ganz im Stile von Britpoppern der letzten Jahre wie z.B. den PIGEON DETECTIVES loslegt. Schon der zweite Song „Underneath the light“ nimmt einen dann jedoch mit auf eine Reise hinaus ins weite Britpop-Land, inklusive Songende im Stile von KULA SHAKER. Damit ist das uncoole Schubladenwort glatt schon zweimal gefallen: Britpop. THE VIEW sind Britpop reinsten Wassers und liefern alles ab, was man in diesem Genre erhofft und erwartet. Das ist schon beeindruckend vielseitig und abwechslungsreich, ohne zu anbiedernd zu wirken. Viele Songs („Tragic magic“, „Blondie“, „Walls“, „Happy“) sind sehr poppig geworden, kein Punkspirit und kaum noch Schrammelgitarren. Ein Umstand, der sicherlich auch dem neuen Bandmitglied Darren Rennie geschuldet ist, der den Bandsound entscheidend, aber dezent gefühlvoll um allerlei Keyboards und um eine weitere Singstimme erweitert. Zudem sind die Songs durch viele Instrumente wie Spinette, Akkordeon, Glockenspiel, Streicher, Pauken, Mandoline etc. aufgepeppt worden. Zu den schon genannten reinrassigen Britpop-Songs gesellen sich leicht folkig angehauchte Lieder wie „Girl“ oder „Best lasts forever“, ein angetüdelter Kneipenschunkler, dessen Refrain auf Deutsch einen veritablen Karnevals-Hit abwerfen würde. Der Hidden Track „Witches“ macht dann gleich ganz auf Bier-Polka. Dem steht die Ballade „Life“ gegenüber, die ungeniert Richtung „Don’t look back in anger“ schielt. Nicht der einzige Moment, wo man an OASIS erinnert wird. Da der Britpop-Thron zur Zeit ja bekanntlich verwaist ist, darf man es den vier Schotten aus Dundee noch nicht mal übel nehmen. Ebenso wenig wie ihre Nähe zu den KAISER CHIEFS in „Friends“, denn neben dem schon erwähnten „Grace“ stellt es einen der Highlights auf „Bread & circusses“ dar, das mit „Sunday“ sogar einen absoluten Übersong aufweisen kann. Wenn das kein Hit wird, kaufe ich mir die BEADY EYE. „Bread & circusses“ ist ein gelungenes Pop-Album für den kommenden Frühling und dem erhofften tollen Sommer geworden, das man gut durchhören kann. Und die Tocos haben mal wieder recht: mehr ist mehr.