KEITH CAPUTO – A fondness for hometown scars

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Nach seinem hochgelobten Debüt „Died laughing“ und dem eher etwas sprödem „Hearts blood on your dawn“, legt KEITH CAPUTO, Ex- und jetzt-wieder-Frontmann von LIFE OF AGONY mit „A fondness for hometown scars“ sein drittes reguläres Studio-Solo-Werk vor. Fans von LIFE OF AGONY werden auch diesmal nicht mit der Musik des kleinen New Yorkers warm werden, finden aber immerhin mit „Troubles down (attic crawlspace)“ und „Devils pride (forever in transition)“ zwei Songs, die sich gut auf einer LOA-Scheibe machen würden, hier jedoch völlig aus dem Rahmen fallen. Der Rest der Songs ist eher ruhig, getragen, melancholisch, wobei „Bleed for something beautiful (turquoise bloodline)“ gar in Bar-Blues à la NORAH JONES abdriftet und nicht wirklich überzeugen kann. Wie gewohnt spannt Keith den Spannungsbogen von tief melancholisch zu himmelhoch jauchzend. Die Arrangements und das Songwriting stecken voller Ideen. Fleiß und Mühe kann man dem Album kaum absprechen. Doch dem oft opulenten Klang wurde für meinen Geschmack zuviel Chrom verpasst, wo gediegenes Holz vielleicht besser gewesen wäre. Immerhin bewegt sich das Album durchaus im erweiterten Rahmen von Americana, womit man unweigerlich auch auf den Namen TOM PETTY stößt, der gerade unter der Regie von Rick Rubin gezeigt hat, wie gut natürlicher Instrumentenklang mit entsprechendem Songwriting zusammenpasst. So erinnert „A fondness for hometown scars“ phasenweise eher an die Solowerke von PETER MURPHY. Über Caputos Sangeskünste muss man ja kein weiteres Wort mehr verlieren. Sie sind großartig und hochemotional in allen Momenten. Im Opener „Crawling (a fondness for hometown scars)“ nimmt sich Keith den BEATLES der „Sergeant peppers“- Phase an. Weite Strecken des Albums werden aber durch balladeske Songs bestimmt, wobei „In this life (wake up and smell the bodies)“ gut gelungen ist und „Got monsters (I no longer exist)“ mit seinem verschleppten Beat dem kleinen New Yorker ganz hervorragend steht. „Sad eyed lady (the pressure and need for release)“ hingegen ist schon starker Tobak und „Silver candy (shivering leafless & hollowed-out)“ watet schon kinietief durch den Schmalz. „Son of a gun (jail face)“ erinnert dann tatsächlich an Tom PETTY, wird aber leider unmotiviert ausgeblendet. Sehr interessant ist „Nothing to lose (x-ray illusion)“ mit seinem fast schon artpoppigen Arrangement geraten. Diese Spannungsbögen hätten RADIOHEAD auch nicht besser hinbekommen, und man kann erahnen, wie gut die wären, wenn sie einen Sänger und keine Heulboje hätten. Doch leider wird auch dieser Song völlig unsensibel ausgeblendet. Man fasst es kaum. Bleibt noch erwähnenswert, dass “ In december (beyond our grasp)“ ein sehr schöner Popsong geworden ist. Um ein ganz großes Popalbum genannt zu werden, fehlt „A fondness for hometown scars“ der eine oder andere weitere Song diesen Kalibers, für die man dann gerne auf den einen oder anderen Schmalztopf verzichtet hätte.