ZOSCH! – Birds don’t lie

Elektropunk ist heutzutage ein ziemlich weit gefasster Begriff. Gerade die jüngere Generation verbindet mit dieser Bezeichnung vornehmlich Acts wie SUPERSHIRT, FRITTENBUDE, MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER und wie sie sonst noch alle heißen. Doch die vermeintliche Punk-Attitüde bleibt gerade bei vielen „modernen“ Bands dieser Art oftmals auf der Strecke. Bei ZOSCH! dagegen kann man dies mit Sicherheit nicht behaupten, im Gegenteil: Die Band aus Köln steht linksalternativen Szeneaktivisten wie BIKINI KILL, MONO FÜR ALLE! oder HEIMATGLÜCK wesentlich näher als den zahlreichen angesagten Party-Kapellen, die in schrillen Outfits der feierwütigen Masse einheizen. Und obwohl „Birds don´t lie“ aus produktionstechnischer Sicht deutlich professioneller und somit zwangsläufig auch etwas sauberer klingt als noch sein Vorgänger, verbreiten ZOSCH! nach wie vor den unwiderstehlichen Charme autonomer Zentren. Eingepackt in ein nicht immer leicht verdauliches Soundgewand aus quirligen Synthieklängen, treibenden Schlagzeugbeats, vereinzelten Achtziger-Jahre-Lo-Fi-Punkgitarren und zwei weiblichen Gesangsstimmen treten sie in Stücken wie „Seasick“, „Dreck“ oder „Autopilot“ erneut den Beweis an, dass auch abseits des medialen Scheinwerderlichtes noch eine aktive, politisch motivierte DIY-Elektropunk-Szene existiert. So denn: Reclaim the dancefloors!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.