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THE SHANES – Pölka

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(hs) Pro: Überraschung bei blueprint, denn hier geht es um Folk, Leute. Jedoch nicht um verhuscht-verhaschten Omaha-Folk, sondern um schwitzenden Folk-Punk, wie man ihn seit den seligen Tagen der POGUES nicht mehr oft zu hören bekommt. THE SHANES machen jedoch genau jenes Faß wieder auf, was die Inselbande beim Split 1991 in der Themse versenkte. Das Ganze firmiert bei THE SHANES unter Hard-Polka, ist aber im Grunde nichts anderes als die härteren Momente der POGUES, ohne den einmalig schnodderigen Gesang von Shane MacGowan. Zudem musikalisch sehr kompetent und fetzig umgesetzt. Folk ohne Staub, mit gelegentlichen punkigen, rockigen und mittelalterlichen Elementen. Auch der Ska lugt mal schelmisch um die Ecke. Die Verschmelzung all dessen mit europäischen, mexikanischen und traditionellen amerikanischen Folkelementen ist jedenfalls gut gelungen.
Abspieltipps sind „the dark side of my soul“, „passant par Paris“ (Achtung ! Auf französisch !), “El Paso de los dias”, “(leave it in the) hands of fate”, “the rake” und “the priest of the new polka church”. Über das gesamte Album gesehen, geht hier fast durchgehend die Post ab. Auch live dürfte dieses Septett viel Spaß bereiten. Alleine das Herumreiten auf ihrer Polka-church wirkt ein bisschen aufgesetzt und nervig. In Zeiten religiösen Wahnsinns braucht man das nicht wirklich. Wer Spaß an Folkrockpunkwasimmer hat, sollte hier zugreifen. THE SHANES sind in ihrer Schublade weit vorne! 8.5

(jg) Contra: Ich gebe mal gleich zu, dass Musik viel mit Geschmack zu tun hat, der natürlich oft sehr subjektiv ausfällt. Aber man kann sich ja bisweilen auch mit Sachen beschäftigen, für die man sich ansonsten nicht begeistert. Und so musste ich am Ende meines Urlaubs in Irland feststellen, dass mir Guinness gar nicht mal so schlecht schmeckte wie ich immer dachte, dass auch Regenwetter seine schönen Seiten hat und ja, selbst der von mir verhasste Folk gefiel mir in Irish Pub-Stimmung plötzlich. Zumindest etwas.
Ich bin mir nicht sicher, ob’s tatsächlich daran liegt, dass ich jetzt wieder in Deutschland bin, aber THE SHANES können bei mir so was von keiner guten Stimmung wecken, dass ich mich beim Hören der Musik nicht mal an den Urlaub erinnert fühle. Vielmehr bin ich mir sicher, dass ich den Pub nach kurzer Zeit schnellstens verlassen hätte. Der Gesang klingt so altbacken und die Musik nach einer Nachmittagsband auf dem Volksfest, dass wahrscheinlich sogar mein Vater daran Gefallen finden könnte. Und das will schon was heißen. Na gut, vielleicht bin ich noch zu jung dafür, vielleicht wird’s einfach nie meine Musikrichtung werden, aber soviel Mühe ich mir auch gebe, länger als die Hälfte der CD (und das sind immerhin schon 30 min!) halte ich das wirklich nicht aus. 3.5