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THE LAWRENCE ARMS – We are not a punkrock band, we have rules

Nachdem es beim letzten Mal mit dem Interview für mich leider nicht geklappt hat und Kollege Gerdes dafür seinen Zahn geben musste, bot sich nun im Molotow eine neue Chance, eine der vielseitigsten Bands auf Fat Wreck zu treffen. Ihr aktuelles Album „The greatest story ever told“ ist zwar schon ein halbes Jahr alt, was das Trio aus Chicago nicht vom Touren abhält. Denn man will ja Spaß haben, und deswegen ist das Interview mit Brendan (bass, voc) auch kurz und schnell nach der Show über die Bühne gegangen.

Die Show heute war fast achtmal so gut besucht wie euer Hamburg-Debüt. Hat es dir gefallen?
Oh ja, auf jeden Fall. Sechs Zuschauer zu schlagen, war auch keine Kunst. Hier gibt es halt zu viel Ablenkung.

Ablenkung?
Ja, Nutten, Spielhallen, Sex-Shops und das ganze Zeug drumherum.

Aber das ist doch nur für Touristen (und Betrunkene)…
Naja, ich mache mir eh nichts aus Spielhallen und so.

Aber im Sexshop seid ihr dann doch gewesen…
Na gut, aber nur um den Ultimate Masturbator für den großartigsten Tourmanager der Welt zu kaufen, der heute Geburtstag hat.

Na dann. Zurück zur Tour. Auf der vorletzten Tour hat ein Freund von mir einen Zahn bei eurer Show in Göttingen verloren, so ging es da zur Sache.
Wirklich? Oh man, ehrlich gesagt, ich erinnere mich sogar an die Show, weil unser Drummer da eine Frau kennengelernt hat und wir ziemlich lange da rumhingen. Das mit dem Zahn ist mir entgangen. Aber die Tour verlief auch unglücklich, weil kurz vor Ende der Tour der Beutel mit dem ganzen Geld verloren ging, das war schon ziemlich bitter. Aber diese Tour, die erste Woche, ist bisher eigentlich ganz gut, es macht eine Menge Spaß.

Wenn ich mal „The greatest story ever told“ mit dem Konzert heute vergleiche, dann war die Live-Performance doch erheblich lauter und krachiger als die Songs auf dem Album. Glaubt ihr, dass die Leute enttäuscht sind, wenn die „ruhigeren“ Songs so schnell gespielt werden?
Hmm, nein, ich hoffe nicht. Live geben wir einfach alles, da muss man dem Song viel Tempo und Dynamik geben, damit es funktioniert. In einem Studio hast du viel mehr Möglichkeiten, einen Rock-Song oder einen Emo-Song zu machen, das Songwriting ist viel komplexer. Live ist das mehr eine Passion, dass man rocken muss.

Gebt ihr dem Mixer vor, wie ihr live klingen sollt? Heute war es extrem bass- und schlagzeuglastig, gerade wenn man nicht direkt vor der Bühne war.
Nein. Wir haben leider keinen eigenen Soundtechniker mit, deswegen versuchen wir, das Beste daraus zu machen. Wenn es nicht geht, dann ist es uns auch egal.

Soundcheck macht ihr aber schon, oder?
Uhm, actually… Yes! Zumindest meistens.

Kommen wir mal zum Album. Gab es ein Konzept als ihr ins Studio gegangen seid?
Ja! Wir hatten einen ganzen Berg von Charts, Organigrammen und so, damit wir genaue Verbindungen zwischen den Songs und der Cover herstellen konnten und alles perfekt harmonierte. (lacht) Nein, jetzt im Ernst, es war schon lange geplant. Wir sind nur ins Studio gegangen und haben die Songs aufgenommen, sie waren schon fertig. Und auch die ganzen Samples, alles was du hörst, das sind wir. Wir hatten alles genau geplant, im Studio haben wir dann nur noch aufgenommen.

Wie waren die Reaktionen auf das Album?
Sehr, sehr geteilt. Einige Leute liebten es, andere Leute hassten es einfach. Und ich finde das gut so.

Das Album hat meiner Meinung nach auch zwei Gesichter, einmal das Punkrock-Face und dann das, hmm, Indie-Face.
Ja, so wie unsere Band halt ist. Chris und ich schreiben alle Songs. Und so wie wir sind und auch unsere unterschiedlichen Stimmen, so ist auch das Album, über Literatur und stumpfes Fernsehen, wir haben alles dabei. Wir sind eine Band die immer im „Konflikt“ miteinander steht und deswegen kann ich auch damit leben, wenn jemand sagt „i hate it“. Ich denke, es ist gut, um es im Hintergrund zu hören.

Wie kommt ihr mit diesem „Konflikt“ in der Band zurecht?
Konflikt ist vielleicht das falsche Wort, Kontrast ist besser. Aber egal. Ich mag die Songs von Chris sehr, aber ich weiß auch, dass meine Songs genauso auf dem Album sein werden, und Chris denkt das auch. Ein Album nur mit meinen Songs wäre vermutlich ziemlich scheiße, ein Album mit nur Songs von Chris auch, aber die Mischung macht es dann halt aus. Seine Songs sind länger und tragender, meine kürzer und tighter, es gleicht sich alles aus. Wir kennen uns jetzt seit 20 Jahren und machen das schon ewig zusammen und spielen uns die Bälle gegenseitig zu. Ich würde sagen, wir sind unsere härtesten Kritiker.

Wenn Chris dir sagt, dass ein Song scheiße ist, nimmst du das so hin und glaubst ihm? Oder gibt es da bei euch auch mal Streit?
Nein, keinen Streit. Wir kennen uns, und ich weiß wie Chris denkt. Wenn er sagt, der Song ist schlecht, oder ein Teil wäre besser anders, dann wird das so sein. Wir haben ziemlich den gleichen Geschmack, und wenn einer dem anderen einen Vorschlag macht, dann muss man mal die Brille absetzen und den Song neutral betrachten. Das hat so schon immer gepasst.

Könntest du euch in eine klassische Genre-Schublade einordnen?
Das interessiert mich nicht wirklich. Wir haben zwei Seiten, die beide mal in die Sonne möchten, deswegen sind wir vielleicht eher eine Rock-Band.

Wie reagieren Leute, die vielleicht nur einen Punkrock-Song von einem Sampler kennen, und dann hören sie als erstes richtiges Stück auf der Platte „The raw and searching flesh“?
Hmm, ich tue mich immer noch schwer, uns da einzuordnen. Es ist einfach so, dass das Album unser Ding ist, egal ob jemand es mag/hört oder nicht. Wir wollten auf dem Album jede Facette zeigen, die wir haben, und das ist uns letztlich auch geglückt. Man hört noch, dass es immer LAWRENCE ARMS sind, nur klingen sie immer ein wenig anders.