THE HEAD AND THE HEART rauschten ja schon mit ihrem Debüt durch die Foren und schafften es aus dem beschaulichen Seattle hinaus in die weite Welt. Sicherlich reiten sie auf der immer noch nicht abschwellenden Neo-Folk-Welle und profitieren, gerade in den USA, von den Erfolgen von MUMFORD & SONS. „Let´s be still“ bietet jedoch keinen raubeinigen Stampffolk, sondern steht eher unter dem Einfluss von (wen wundert´s) Americana, traditionellem US-Folk und Pop. Während sich die Americana-Fraktion zum Beispiel mit „Homecoming heroes“ und „My friends“ geschmeidig frisch gibt, kuschelt sie sich mit „Let´s be still“ in die Ritze zwischen NEIL YOUNG und TOM PETTY. „Cruel“ und „Fire/fear“ sind hingegen waschechte, voll ausgebremste Balladen, während der Schlusstrack „Gone“ zum Ende hin regelrecht bombastisch wird. Also, schon in dieser Schublade findet sehr viel Unterschiedliches statt. „Another story“, „Josh McBride“ und „10.000 weight in gold“ frönen eher dem traditionellen Folk. Hier gibt es keine Experimente. Die finden im verhalten rockigen „Summertime“, das mit einem genreuntypischen Synthielauf überrascht und dem ganz stark hitverdächtigen „Shake“ statt. Hier hauen THE HEAD AND THE HEART für ihre Verhältnisse mal so richtig auf die Pauke. Es stampft die Bassdrum, eine E-Gitarre scheppert im Hintergrund, die Stimmen jubilieren, und die zuckersüße Melodie bleibt sofort im Ohr kleben. Ganz große Nummer, das! Gleichzeitig aber auch der Wermutstropfen im Gesamtbild. „Let´s be still“ ist ein sehr abwechslungsreiches, modernes Folkalbum geworden, welches aber über weite Strecken eine Spur zu ruhig ausgefallen ist. Wie es in Zukunft für THE HEAD AND THE HEART noch weiter bergauf gehen könnte, zeigt „Shake“ überdeutlich. Mehr davon, und die MUMFORDS hätten echte Konkurrenz zu fürchten.