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ROGER STEIN – Lieder ohne mich

Nach Lesen der mitgeschickten Info bekommt man das Gefühl, dass ROGER STEIN ein Redner auf einer pädagogischen Tagung ist, schmeißt er doch mit Sätzen um sich, die so intensiv nach Lehrersprache klingen, dass mir als eben Lehrer die Ohren klingeln. Also die Info lieber schnell weggelegt und auf die Musik gehört. Und dann heißt das erste Lied auch noch „Klassentreffen“. Aber dann ist’s doch ganz anders. Das klingt nach REINHARD MEY, UDO JÜRGENS und ab und an nach einer großen Portion WISE GUYS. Jedenfalls nicht nach etwas, wo man den Stempel „Finest Noise“ erwarten würde. Also überraschend, wenn auch nicht immer positiv. ROGER STEIN schreibt Texte, die mal lieblich, mal leiblich und mal einfach lustig sind. Dabei trifft er nicht immer jeden Ton, und als Hörer fragt man sich, ob er das nun mit Absicht macht oder es einfach passiert. Wer schon „Rojeh“ ausgesprochen wird, sollte natürlich tunlichst in Richtung Chanson tendieren, was Herr Stein auch tut. Mit Fortdauer des Albums wird alles immer schlagerartiger, was aufgrund der Texte doch etwas schade ist, aber auch nicht wirklich tiefe Wunden schlägt. Und ja, als Songwriter hat man auch schon mal Liebesbriefe an Menschen geschrieben, die noch gar kein Teil des eigenen Lebens sind. Das ist nicht wirklich neu. Letzten Endes bleibt trotz aller Überraschung dann doch dieses Lehrerhafte in den Ohren hängen, was nicht an der Wortwahl, sondern eher an der Umsetzung liegt. Denn irgendwie schwingt immer ein Hauch von Lehrauftrag mit. Genau das, was ich an manchen Kollegen nicht mag. Interessant daher, dass der Song, den ich noch am ehesten mag, ausgerechnet „Peinlich“ heißt. Tja. Abschließend: eine Platte, die man nicht braucht, aber bestimmt gut verschenken kann. Ihr wisst ja schon an wen.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.