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THE GO SET – A journey for a nation

Und wieder ein Album, das hierzulande eigentlich als rein digitales MP3-Release zum Runterladen erscheint und von dem nur eine geringe Anzahl zum Verkauf auf Tour gepresst wurde. Scheint derzeit schwer in Mode zu sein. Für mich ist diese Entwicklung nicht ganz nachvollziehbar, denn ich bevorzuge eindeutig den Tonträger in seiner physischen Form. Es gibt kaum etwas Schöneres, als in einem liebevoll gestalteten Booklet zu blättern, den lösungsmittelgeschwängerten Duft des Papiers einzuatmen und dabei das ganze Drumherum mit der dazugehörigen CD (oder im Idealfall der dazugehörigen Schallplatte) in Einklang zu bringen, es als Gesamtwerk zu betrachten. Nun ja, Zeiten ändern sich und Konsumgewohnheiten auch.
Aber kommen wir zum neuen THE GO SET-Album. „A journey for an nation“ ist der mittlerweile dritte Langspieler der Folk-Punkband aus Melbourne und zeigt, dass man auch im Land der Kängurus dem Guinness nicht abgeneigt ist. Wobei THE GO SET eigentlich eine Sonderrolle in diesem Genre einnehmen: Ihr Sound ist weder so traditionell verankert wie der von FLOGGING MOLLY, noch sind sie so prollig und Klischees bedienend wie die DROPKICK MURPHYS. Vielmehr fühle ich mich beim Hören des Albums stärker an amerikanisch verwurzelten Folk-Punk erinnert, wie ihn Bands wie AGAINST ME! oder THE GASLIGHT ANTHEM spielen – nur eben mit dem Unterschied, dass die Instrumentierung gelegentlich durch klassische Irish-Folk-Instrumente wie Dudelsack, Akkordeon oder Mandoline ergänzt wird. Die Songs wirken nicht aufdringlich, haben aber ohne Ende schöne Melodien und stimmungshebende Singalongs und besitzen gerade wegen ihrer Mischung aus modernen und traditionelleren Elementen die Fähigkeit, den Zuhörer sowohl zum Zuhören, als auch zum Feiern zu animieren. Wer eine Vorliebe für Folk-Punk hat, sollte den Rechner daher schon mal anschmeißen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.