CONSTANTINES – Kensington heights

Das nunmehr vierte Album der Band aus Ontario / Canada, ist eines jener seltenen Exemplare, das die eingefleischten Fans der Band erfreuen und völlig neue hinzugewinnen wird. Mittlerweile bei den Feingeistern von Arts & crafts gelandet, haben sich die CONSTANTINES irgendwie zwischen allen modischen Stühlen hübsch bequem gemacht und ihren melodiösen Indierock platziert. Immer eine Spur zu spröde, getragen, düster und mit kleinen Rhythmushaken versehen, um im Mainstream zu versinken. Nur die wenigsten Songs auf „Kensington heights“ erschließen sich dem Hörer sofort. Meistens muss man sie sich regelrecht erhören. Zuerst gilt es die heisere, immer präsente Stimme von Bryan Webb zu vereinnahmen, dann die Haken und Ösen in Sound und Rhythmus zu entwirren. Da wird schon mal ein ¼- Takt verlängert oder verkürzt, eine Snare zwischen die Takte geschlagen, dezent Elektronik unter die Gitarren gemischt oder einfach mal ein sperriges Feedback eingebaut. Hat man diese Hürden erstmal erklommen, warten ergreifende Songs auf einen. Da rockt es prächtig, fast manisch, wie in „hard feelings“, “brother run them down“ oder auch mal düster und wavig wie in „Trans Canada“. Letzterer erinnert an ganz frühe STOOGES oder durch seinen kompakten Sound auch an das Debüt von DREAM SYNDICATE. Überhaupt findet man einige Reminiszenzen an Blues, Americana, aber auch an alte Helden wie JESUS & MARY CHAIN oder VELVET UNDERGROUND. Ein Song wie „our age“ wäre bei U2 oder COLDPLAY eine Hymne mit Hitcharakter. Hier hat man jedoch das Gefühl den Song in einer Kneipe, vorgetragen von einer mittellosen, versoffenen, aber fest an sich glaubenden Band, zu erleben. In „time can be overcome“ haben die CONSTANTINES den Blues, mischen eine Prise Country in den Song und klingen fast wie beim Covern eines CRACKER-Songs. Im zweiten Teil des Albums geht es etwas ruhiger und weniger stürmisch zu, ohne dass dabei die Dringlichkeit verloren geht. Immer wieder bauen sich die Songs langsam auf, um mit Erreichen des dramaturgischen Höhepunkts zu enden, so dass man sie gleich noch mal von vorne hören möchte. Exemplarisch sei dafür „million star hotel, „life or death“ oder „do what you can“ genannt. Überhaupt bieten die beiden Letztgenannten ein sehr intensives Paar am Ende eines sehr stimmigen, intensiven, immer trotzig wirkenden und nie langweiligen Albums, das zeigt, dass auch heutzutage unpeinliche, spannende Rockmusik möglich ist. „Kensigton heights“ ist eines dieser Alben, die man sich erarbeiten, erhören, erlesen muss. Das geradezu phantastische Artwork des Digipaks lädt obendrein dazu ein sich mit diesem Album zu beschäftigen.