You are currently viewing TEXOPRINT – Modern living

TEXOPRINT – Modern living

Eigentlich hätten TEXOPRINT bei mir einen schweren Stand gehabt. Als wir dieses Jahr planten, zum ersten Mal zum Orange Blossom Festival zu fahren, sprangen sie als Ersatz für EGYPTIAN BLUE ein – eine meiner derzeitigen Lieblingsbands. Dass wir am Ende doch nicht in Bad Beverungen landeten, hatte andere Gründe. Aber wie hätten TEXOPRINT auch an sie heranreichen sollen?
Man kann die Geschichte allerdings auch anders erzählen. Wären TEXOPRINT nicht als Ersatz für EGYPTIAN BLUE nachgerückt, hätte ich sie vermutlich nie kennengelernt. Und man muss dem OBS-Booker lassen: Mit der Band aus den Niederlanden hat er einen durchaus passenden Ersatz gefunden – musikalisch in einer ähnlichen Nische, vielleicht etwas weniger tanzbar, dafür eine Spur roher und lärmiger.
Neben den üblichen Verdächtigen des Post-Punk-Genres lassen sich bei TEXOPRINT auch Spuren von SONIC YOUTH und METZ heraushören, dazu ein Hauch Shoegaze, der an MY BLOODY VALENTINE erinnert. Produzent Koen Verhees, enger Freund und Wegbegleiter der Band, verdient an dieser Stelle ein besonderes Lob: Ihm gelingt es, das Debütalbum „Modern living“ rau und kantig klingen zu lassen, ohne dabei die melodische Seite der Band zu unterschlagen. Eine schwierige, aber überzeugend gemeisterte Gratwanderung.
Erwähnenswert ist außerdem, dass sich die Band, die zuvor unter dem Namen KALAALLIT NUNAAT einige Singles und EPs veröffentlicht hatte, nicht zu schade war, sich neu zu benennen – nachdem zurecht Kritik laut geworden war, dass die Verwendung des indigenen Namens für Grönland als kulturelle Aneignung verstanden werden könne. Ein Schritt, der für reflektiertes Handeln und Selbstkritik spricht – beides nicht selbstverständlich in der Musikszene.

Meine Bewertung