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EGYPTIAN BLUE – A living commodity

Es ist von Vorteil, wenn ein so großartiges Album wie das Debüt von EGYPTIAN BLUE erst gegen Jahresende erscheint. So bin ich mir ausgesprochen sicher, dass ich hier vollkommen richtig liege, wenn ich es als bestes Album des gesamten Jahres bezeichne. Jedenfalls als mein absolutes Lieblingsalbum – und das sogar mit Abstand.
Denn bei den Newcomern aus Brighton treffen die Schroffheit des Postpunk auf die Verspieltheit des Math Rock, den Sound des Garage Rocks, den Pop-Appeal des New Wave und die Brillanz der FOALS. Anspruch verbunden mit Eingängigkeit, Abgehmomente gepaart mit Tanzbarkeit. Und dazu noch eine ganze Menge Eigenständigkeit. Wie kann ein Debütalbum bitteschön bereits dermaßen alles andere überstrahlen?
In diesem Fall scheint das leidliche Corona-Thema hier einen guten Einfluss gehabt zu haben, denn der ursprüngliche Sound wurde nach ihrer Debüt-EP „Collateral damage“ und einer Tour als Support von THE MURDER CAPITAL noch mal komplett überarbeitet. Und so blieb auch genügend Zeit, an den Feinheiten des Debüts, das bereits in den Startlöchern stand, noch mal ausgiebig zu feilen. Denn was bringt eine Veröffentlichung, wenn die Tour eh noch auf sich warten lässt? So erstrahlt „A living commodity“ nun im Glanz eines perfekt gereiften Rotweins – gleichzeitig komplex, zugleich aber fein ausbalanciert. Die kratzigen Tannine sind verschwunden, tertiäre Aromen treten in den Vordergrund, das Ergebnis nun größer, runder, sanfter und geschmeidiger.
Die Vielschichtigkeit in ihrem Sound erklärt sich vielleicht auch durch die diversen Einflüsse. Andy Buss, Sänger und Gitarrist der Band, benennt die frühen ARCTIC MONKEYS, aber auch R.E.M. als Impulse, während Leigh Ambrose (ebenfalls Gitarre und Gesang) den Psychedelic Rock von JIMI HENDRIX als Inspirationsquelle umschreibt. Dass sich hier außerdem noch Einflüsse von Bands wie SHELLAC, SHAME, GANG OF FOUR und THE MAKE-UP wiederfinden, macht die Sache umso spannender. Dazu eine unglaubliche Präzision in der Rhythmik, verbunden mit einer ziemlich großen Hitdichte. Inzwischen durften die Briten auch schon IDLES und besagte FOALS supporten, die sich nun selbst als Fans von EGYPTIAN BLUE bezeichnen. Auf dem Reeperbahn-Festival hatten sie ihren ersten Auftritt in Hamburg – spätestens seitdem bin ich auch Fan!

Meine Bewertung