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SOPHIA – Solo und verstärkt

Was verbindet einen Mann aus den USA mit fünf Walisern aus Cardiff? In diesem Fall einiges, denn Robin Proper-Shepherd nahm die Herren nicht nur bei seinem Label Flower Shop Recordings unter Vertrag, sondern auch gleich mit auf seine Solo-Akustik-Tour, um sie zum Ende des Gigs noch als Backing Band zu nutzen. Aber ganz von vorne, denn zunächst waren erst einmal VITO allein dran.
Und tatsächlich setzten die Waliser live entsprechend um, was auf ihrem Debütalbum „Make good areas disturbed“, das Mitte des Monats veröffentlicht wird, bereits so zart daher kam: athmosphärischer Post-Rock aus dem Umfeld von MOGWAI, GY!BE und EXPLOSIONS IN THE SKY. Zwar nicht mehr ganz neu, aber immer wieder schön. Wobei gerade der Pop-Appeal VITO auszeichnet, vor dem sich die Band keineswegs versteckt, eher im Gegenteil.
Als nächstes dann SOPHIA akustisch, genauer gesagt Robin Proper-Shepherd solo. Und was stünde dem Herrn besser, als eine Soloshow, wo er neben emotionaler, melancholischer Musik noch ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen zum Besten geben kann? Interessanterweise scheint sich die Person Proper-Shepherd nämlich von der doch recht tiefsinnigen, ernsten Musik SOPHIAs grundlegend zu unterscheiden. Zwar lebt der SOPHIA-Frontmann zurzeit auf einem Landsitz in der englischen Countryside, was natürlich hervorragend zu seinem musikalischen Output passt, allerdings gestalten sich die Ansagen zwischen den Songs eher scherzhaft, bisweilen informativ. So erfährt man, dass „Holidays are nice“ ursprünglich gar nicht so poppig geplant war, wie das Endresultat schließlich ausfiel und hört im Anschluss daran die eher nachdenkliche „Originalversion“.
Für die letzten Songs gesellten sich VITO wieder hinzu und so schlug die Stimmung von andächtig nach und nach bis hin zu einem wahren Rockinferno um, das, wie man es auch von vorigen SOPHIA-Shows kennt, mit dem ausufernden „The river song“ abschließt.
Richtig interessant wurde es schließlich in der Zugabe, in der Proper-Shepherd und VITO einige MAY QUEENS-Songs folgen ließen. Ich bezweifle, dass SOPHIA-Fans, die noch nichts von dem besetzungsgleichen Nebenprojekt gehört haben, vorher gedacht hätten, dass sich die besinnlichen Herrschaften genauso gerne im Punkrock mit Bikerattitüde bewegen. Bei dem Song, in dem Shepherd die Zuschauer aufforderte, den Refrain, der nur aus „Oh yeah“ und „Alright“ bestand, mitzusingen, kamen einem durchaus Bands wie MOTÖRHEAD oder die rockigen MOTORPSYCHO-Sachen in den Sinn. Offensichtlich bereitete es nicht nur den Gästen, sondern auch den Artisten auf der Bühne einen enormen Spaß, sich auch mal in diesem Metier auszutoben. Ein fantastischer, breitgefächerter Abend und ein tolles Zusammenspiel zweier eigentlich verschiedener Bands!