Acht Jahre sind seit dem letzten Album „Uneven“ ins Land gezogen. Eine viele zu lange Zeit für Deutschlands/Europas beste Progressive Rock- Band SIEGES EVEN. Doch nun ist man zurück – und wie! Die Band um die beiden Holzwarth-Brüder Alex (Schlagzeug) und Oliver (Bass), die nebenbei auch für BLIND GUARDIAN und REBELLION tätig sind, schafft es scheinbar mühelos, das Progressive Rock-Ereignis des bisherigen Jahres abzuliefern. Da bleiben selbst Institutionen wie DREAM THEATER, deren neues Album nicht wirklich bahnbrechend ist, oder die Nu-Progressive-Rock-Hoffnung COHEED & CAMBRIA (starkes neues Album!) auf der Strecke.
Mit Gitarrist Markus Steffen holte man wieder einen alten Bekannten an Bord. Neu am Mikro ist der mir völlig unbekannte Arno Menses. Der Rotterdamer SIEGES EVEN-Fan bewarb sich mit einem Demo über die Website der Band und bekam den Posten! „Mit ihm haben wir zum ersten Mal das Gefühl, eine richtige Band zu sein“, so Markus Steffen. Stimmlich ist Arno Menses (spielt auch Schlagzeug) ein echter Gewinn für SIEGES EVEN. Sein Gesang ist angenehm normal, ohne übertriebene Höhen, sondern einfach nur schön melodisch. Hört euch die zu Beginn a capella gehaltene Akustik-Ballade „blue wide open“ an, und ihr wisst, wovon ich spreche! Nach einem kurzem Intro startet „The art of navigating by the stars” mit dem Semi-opener “the weight” durch. Das zehnminütige Lied weiß auf der einen Seite durch seine ruhigen, relaxten Parts zu gefallen, auf der anderen Seite lockern die kurzen, gekonnten Frickel-Parts oder ein harter Bass/Gitarren-Lauf das Stück merklich auf. Große Unterhaltung nennt man das! Einzelne Songs hervorzuheben, ist hier nicht angebracht, handelt es sich doch im Grunde um einen Song, der in acht Sequenzen unterteilt wurde. Somit ist das ganze Album ein Anspieltipp! Den einzelnen Instrumenten (auch der Stimme) wird der nötige Freiraum zum Atmen eingeräumt. Schließlich sind hier absolute Ausnahmemusiker am Werk (die Holzwarth-Brüder haben ihre Instrumente studiert und Alex unterrichtet Drumming am Münchener Drummer’s Focus). Die punktgenauen Beats von Alex, das souveräne, nie übertriebene Gitarrenspiel von Markus, der akzentuierte Bass von Oliver und das Organ von Arno, alles harmoniert glänzend und weiß im Songgerüst zu gefallen. Vortrefflich produziert wurde das Album im Studio von REBELLION-Mucker Uwe Luis auf 86 Spuren. Vergleiche mit anderen Bands sind schwer und auch nicht wirklich angebracht, allerdings ist eine Verwandtschaft zu Genre-Highlights wie RUSH oder FATES WARNING nicht abwägig.