Manchmal ist es einfach nur schön für einen alten Sack, wenn lieb gewordenes in schöner Regelmäßigkeit auftritt. Und so auch hier. Wenn man wirklich keinen Gedanken mehr an sie hegt und eher mit der Ausrufung einer Islamischen Republik Deutschland rechnet, schneit einem ein neues Album der SAND RUBIES auf den Tisch. Und dann sind sie wieder da. Die Erinnerungen. An durchzechte Nächte in Billard-Cafés, an wilde Parties, auf denen man ohrenbetäubend laut die SIDEWINDERS hörte. An gebannte Momente vor dem Radio, als man im Öffentlich Rechtlichen noch Aufregendes wie das DREAM SYNDICATE entdecken konnte. Und das ist sie auch, die Assoziations- und Kausalkette, die man hier aufzeichnen kann. 1985 als SIDEWINDERS gegründet, später in SAND RUBIES umbenannt, führte man das Erbe von DREAM SYNDICATE fort. Zwischendurch lag die Band auf Eis, und Feedbackgitarrist Rich Hopkins machte unter eigenem Namen mit den LUMINARIOS weiter. Doch alle Jubeljahre mal gab es dann doch ein Lebenszeichen von Rich und seinem Buddie David Slutes. Und nun liegt „Mas cuacha!“ auf dem Tisch, und irgendwie ist alles beim Alten. Zum Glück. Immer noch heult die Gitarre quer durch die fetten, breiten Akkorde, die die überwiegend mittelschnellen Songs wie flirrende Luft durch’s Zimmer fließen lassen. Hochmelodiös sägt man sich hier durch allerbesten Arizona-Rock, der an NEIL YOUNG zu „Ragged glory“-Zeiten oder eben an die „Days of wine and roses“ von DREAM SYNDICATE erinnert. Der Titel des Openers spricht Bände: „Can’t change it“, wir können nicht anders. „Satellite radio“ greift sogar das Riff von „The days of wine and roses“ auf und müsste eigentlich in jedem Rock-Radiosender laufen. „Flotsam & jetsam“ bietet ein schönes, ungewohnt poppiges Duett mit Lonna Kelly an den Vocals, das am Ende dann doch noch von Richs Gitarren zersägt wird. In „Machines“ zeigen die Herren Karohemdträger dann eindrucksvoll, dass sie durchaus noch kräftig abrocken können. So herrlich altmodisch und vollkommen unhip dieses Album auch ist, es macht einfach nur Spaß und lässt sich locker und leicht konsumieren, sowohl beim Abendbrot, beim Autofahren, als auch in der verräucherten Skatrunde beim dunklen Starkbier mit den alten Kumpels aus den guten, alten Zeiten.