Dass sich das Aufnehmen und Produzieren von Musik im Laufe der Jahre vereinfacht hat, ist hinlänglich bekannt. Mittlerweile produzieren viele KünstlerInnen sich selbst im Homestudio, wobei es sich dabei oftmals nur um ein Notebook mit genügend Arbeitsspeicher und minimales Equipment handelt. Diese Produktionen sind meist fehlerfrei, aber leider auch fast immer aalglatt.
Den absoluten Gegenpol dazu hört man bei PORRIDGE RADIO, die mit „Waterslide, diving board, ladder to the sky“ ihr neues Album veröffentlichen und von der Presse als größte Hoffnung der Rockmusik abgefeiert werden. Dabei ist die Musik von PORRIDGE RADIO keineswegs neu, orientiert sich ziemlich eindeutig am Indierock/Grunge der Neunziger. Dazu die Stimme von Sängerin Dana Mongolin, die mal zittrig und mal inbrünstig klingt und Texte intoniert, die genauso unentschlossen und wankelmütig scheinen, zugleich aber eine große Offenherzigkeit offenbaren. Ein wenig fühlt es sich an, als ob man heimlich in ihrem Tagebuch herumstöbert, das das Gefühlsleben einer Endzwanzigerin festhält. In „Birthday party“ wird keineswegs gefeiert, sondern immer und immer wieder die Textzeile „I don’t want to be loved“ wiederholt. Das ist eindringlich und überzeugend und klingt musikalisch manchmal wie eine junge, weibliche Version von THE CURE oder BEIRUT – auch was die Eingängigkeit der Songs betrifft.
Insofern machen PORRIDGE RADIO alles genau richtig, und nun können sie den Erfolg, den sie mit ihrem letzten Album inmitten der Coronazeit einheimsen konnten, auch live ausgiebig erleben. Neben großen Festivals wie dem legendären Glastonbury und dem Iceland Airwaves in Reykjavik sind auch noch zahlreiche kleine Sachen wie das „Watt en Schlick“-Festival in Dangast und das enge Hafenklang in Hamburg dabei. Wer die Band noch nicht live gesehen hat, sollte die aktuelle Tour (Stand jetzt werden sie 2022 insgesamt mehr als 100 Konzerte spielen) also schleunigst dafür nutzen. Bevor man sie in der Zukunft womöglich nur noch in großen Hallen sehen wird.