Syd Barrett, Roger Waters, Rick Wright und Nick Mason – wenn man allein diese Namen hört, schwelgt man bereits in Erinnerungen. Wenn man dann noch das Glück hat und in der Post ein Paket mit diesen vier mit viel Liebe für die Geschichte und das Detail neu produzierten und remasterten Alben auf feinstem, schweren Vinyl findet, dann ist dieser Tag ein guter Tag.
„The Piper at the Gates of Dawn“ (1967) macht dabei den Anfang und sofort ist man wieder im siebten PINK-FLOYD-Himmel, eingefangen vom Psychedelicum der alten Helden, deren Musik immer noch so neu und besonders klingt wie am ersten Tag, als man sie kennen lernte. Aus Papas Plattensammlung gezogen und sofort verliebt, so war das damals.
Ob nun das verspielte „Lucifer Sam“, das fast schon rockige „Interstellar overdrive“ oder das eben psychedelische „Chapter 24“, PINK FLOYD gelingt es problemlos, sofort wieder zu packen, zu begeistern und zu faszinieren. Zu allem Überfluss und endgültiger Glückseligkeit kommt dann das Vinyl-typische leichte Kratzen hinzu, das dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzt.
Weiter geht es mit „A saucerful of secrets“ (1968). Und auch bei diesem Album fällt dem geneigten Hörer sofort ins Auge, mit wie viel Genauigkeit und Perfektion diese Reissues hergestellt worden sind, was man insbesondere auch an den Coverbildern der Scheiben erkennen kann. Natürlich überzeugt auch hier PINK FLOYD musikalisch, für mich ja immer am meisten mit „Set the controls for the heart of the sun“. Eine Untertasse voller Geheimnisse verspricht uns die Band mit diesem Album, wenn aber alle enthaltenen Geheimnisse in Sachen Sound und Melodie auf eine solche passen, würde mich das sehr wundern. Definitiv gehen PINK FLOYD hier einen großen Schritt weiter in Richtung Psychedelic-Rock, vergessen dabei aber nicht ihren 60ies Sound und perfektionieren ihn beispielsweise mit „Jugband blues“ noch.
Die Dritte im Bunde ist „More“ (1969), mit diesem Album schuf die Band ihre erste Filmmusik und benötigte dafür nur wenige Tage. Mit „More“ entwickelt sich die Band wieder mehr in Richtung Rock, die psychedelischen Momente treten etwas in den Hintergrund, was natürlich auch dem Film geschuldet ist. Auch deutlich jazzige und folkige Elemente kommen zum Tragen und zeigen einmal mehr die Vielfalt und Kunstfertigkeit der vier Herren. Vom erneut gelungenen und im Gegensatz zur Musik sehr drogenbeeinflussten Cover mal ganz abgesehen. Auch dieses Schmuckstück möchte man sich sofort an die Wand hängen.
Gleiches gilt natürlich auch für das Doppelalbum „Ummagumma“ (1969), das mit seinem „Picture-in-Picture“ zu überzeugen weiß. Musikalisch gehen PINK FLOYD hier wieder verstärkt in die etwas abgehobeneren Sphären, setzen auf Hammond-Orgel und Hall, wodurch die Liveversionen bereits bekannter Stücke noch einmal ein gänzlich neues Licht auf die alten Perlen werfen, neue Aspekte entdeckt werden können. Avantgardistisch geht es dann auf LP 2 zur Sache, griechische Tragödien werden neu vertont und lassen dabei durchaus schon einen Blick auf die Industrial-Zukunft der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN zu („Sysyphus 3“). Auf diesem zweiten Teil des Albums kommt jeder einzelne der noch verbliebenen drei Musiker zu Wort und drückt ihm damit einen eigenen und besonderen Stempel auf, ob der nun „Avantgarde“, „Folk“ oder „Industrial“ heißt. In jedem Falle ist dieses Experimentalalbum spannend und fesselnd, entführt in helle und dunkle Gefilde und entlässt den Hörer mit einem bereicherten Geist.
Insgesamt ist Warner Music mit dieser Wiederveröffentlichung der ersten vier PINK-FLOYD-Alben ein großer Wurf gelungen. Wer bisher noch nicht das Glück hatte, Vinyl von dieser Band im Plattenschrank aufbewahren zu dürfen (oder eben an der Wand), dem sei anempfohlen, hier dringend und bedenkenlos zuzugreifen. Ein begeisterndes Projekt, das ja auch noch lange nicht das Ende erreicht hat. Vielmehr stehen wir am Anfang einer ganzen Reihe, nämlich der Veröffentlichung des gesamten Backkataloges auf Vinyl in den nächsten Monaten. Die Vorfreude ist groß. Zurecht.