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PARDON MS. ARDEN – Restless legs

Ich gammle hier in meiner Wohnung rum und höre mir die neue von PARDON MS. ARDEN an. Ich schau aus dem Fenster und bemerke wieder einmal die zwei Mädels, die hier bei mir im Haus gegenüber neu eingezogen sind. Noch ziemlich jung. So Anfang zwanzig vielleicht, wenn überhaupt. Sie sitzen nun nächtelang am offenen Fenster mit irgendwelchen Jungs, trinken Bier, rauchen, kichern und reden. Wenn ich im Bett liege, höre ich sie reden …(pause)… kichern …(pause)… und reden. Ich habe keine Ahnung, um was es in diesen ewig langen Gesprächen geht und wenn ich ehrlich sein soll, dann will ich es auch gar nicht wissen. (Moment mal – hey, du Penner, jetzt sei mal nicht so vorurteilsbehaftet. Wer weiß, vielleicht haben sie ja echt was zu sagen? Vielleicht bist du einfach nur zu alt und griesgrämig, um so etwas zu verstehen? – Und nach längerem Nachdenken, muss ich mir fast ein bisschen eingestehen: Das ist wahrscheinlich auch so.)
Aber wieso um Himmelswillen lasst ihr euch nicht mal was Neues einfallen? Wieso Schrammelbritpop der Marke „gesichtslos“? – Ich will das hier gar nicht schreiben. Ich will ambitionierte Musiker, so wie es PARDON MS. ARDEN bestimmt sind, die auch noch aus meiner eigenen Stadt München kommen, keine Songs spielen hören, die es schon tausend Mal gegeben hat. Auf dem Album „Restless legs“ gibt es … naja … vielleicht acht von solchen Songs. Bei Song sechs und sieben hat man sogar den Eindruck, als hätte irgend ein besoffener Mitarbeiter vom Plattenpresswerk versehentlich zweimal den selben Song drauf gespielt. Das war mein erster „Hinhörer“. Ist der gewollt? Seltsam. Ansonsten erscheint alles hitorientiert und gut arrangiert. Produktion ist auch gut. Aber was an dieser Musik sollte mich dazu bringen, eben diese Platte zu hören? Wenn ich sowas hören will, dann greife ich zu OASIS oder vielleicht auch zu MANDO DIAO oder wenn mir auch noch ein bisschen schlecht werden will zu MYBALLOON (kennt die noch jemand?). Diese Fußstapfen von ersteren beiden sind echt verdammt groß, zu groß. Doch was ist das? – Song Nr. 9: „Letter to Lilly“ hat am Schluss ein sehr schönes Piano-Outro und bei Song Nr. 10 dachte ich erst: „Verdammt, da isser endlich der Hit!“ – aber dann: Doch eine Coverversion von HADDAWAY´s „What is love“. Dennoch: Schön gemacht. Dafür gibt’s schon mal eineinhalb Punkte und für den Respekt, sich immer noch stylische BABYSHAMBLES-Hüte aufzusetzen zwei weitere.
Um das Ganze aber auch wieder zu relativieren: Wohlgemerkt: Ich bin alt und griesgrämig. Aber es gibt bestimmt viele, vor allem sehr junge Menschen da draußen in der großen, weiten Welt, die solche Tanzmusik lieben. Oder Fernsehsender, die für die Nachmittagsdokusoaps noch was zum „Unterlegen“ brauchen. Da lässt sich bestimmt eine Menge Geld damit machen. Auch könnte ich mir gut vorstellen, dass Hoppi und Poppi von Gegenüber das bestimmt super finden. Hm, … ich glaube, ich gehe jetzt rüber und schenke den beiden die CD. Die sind bestimmt voll aus´m Häuschen und lassen mich vielleicht dann auch ein wenig teilhaben an der schönen, bunten, hippen, jungen Welt. Yeah!